Die jihadistische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat in Zentralsyrien erneut mehrere wichtige Gasfelder eingenommen. Zugleich rückten die Extremisten bis auf wenige Kilometer an die historische Oasenstadt Palmyra heran, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag erklärte. Die USA verstärken ihre Militärpräsenz in Syrien.

Die Jihadisten seien auf ihrem Vormarsch von Süden her nur noch acht Kilometer von der Stadt entfernt, berichtete die in Großbritannien ansässige "Beobachtungsstelle", deren Angaben von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen sind. Der IS hatte Palmyra bereits in der Vergangenheit fast ein Jahr lang unter Kontrolle. Damals zerstörten die Extremisten zahlreiche einzigartige, rund 2000 Jahre alte Ruinen, die zum UNESCO-Welterbe gehören. So sprengten sie die Tempel Baal und Bal-Shamin sowie den Triumphbogen. Im März dieses Jahres konnten Regierungstruppen Palmyra mit russischer Luftunterstützung wieder zurückerobern.

Nach heftigen Kämpfen mit syrischen Regierungstruppen hätten die Extremisten jetzt das Gasfeld Jihar eingenommen, meldeten die Menschenrechtsbeobachter und armeenahe Kreise. Auch das IS-Sprachrohr Amak berichtete von dem Vormarsch der Terrormiliz. Die regimenahe Nachrichtenseite Al-Masdar berichtete, die dort stationierten Nationalen Verteidigungskräfte (NDF) seien zum Rückzug gezwungen gewesen. Die Regierungskräfte hätten 100 Kämpfer verloren. Demnach schickte die Armee neue Truppen in die Region.

Der IS beherrscht im Norden und Osten Syriens trotz einiger Verluste noch immer große Gebiete. Die Terrormiliz hatte in dieser Woche eine Offensive in der Region um Palmyra begonnen und die Regimetruppen aus mehreren Richtungen angegriffen. Mittlerweile kontrolliert die Terrormiliz wieder mehrere Gasfelder, darunter Al-Shair. Dieses hatten die Extremisten bereits 2014 sowie im Mai dieses Jahres zeitweilig unter Kontrolle. Die Gasanlagen wurden bei den Kämpfen schwer beschädigt. Die Gasfelder und Pipelines in der Region sind von zentraler Bedeutung für die Energieversorgung des Landes.

Aus dem umkämpften Ostteil der syrischen Großstadt Aleppo haben sich nach russischen Angaben am Samstag mehr als 20.000 Zivilisten in Sicherheit bringen können. Zudem hätten über 1200 Rebellen ihre Waffen niedergelegt, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau. Die syrischen Regierungstruppen waren zuletzt immer weiter gegen die Aufständischen vorgerückt. Bei ihrer Offensive erhalten sie unter anderem Hilfe von der russischen Luftwaffe. Nach russischen Angaben kontrollieren die Truppen von Staatschef Bashar al-Assad inzwischen 93 Prozent der früheren Handelsmetropole. Ihr Sieg könnte zu einer Wende in dem Bürgerkrieg beitragen.

Mit der Eroberung der Rebellengebiete in Ost-Aleppo wird der Syrien-Krieg nach Einschätzung des UNO-Sonderbeauftragten Staffan de Mistura aber nicht beendet sein. Der Kampf um Aleppo werde wahrscheinlich bald zu Ende gehen, sagte er der BBC am Samstag. "Aber das wird nicht das Ende des Krieges sein, das ist das Ende der Schlacht um Aleppo". "Aber es wird einen bedeutenden psychologischen Einfluss haben", sagte de Mistura. Um langfristig Frieden und Stabilität in die Region zu bringen, müsse es in Syrien ein Abkommen zur Aufteilung der Macht geben.

Die USA verstärken ihre Militärpräsenz in Syrien. Es würden etwa 200 weitere Soldaten in den Norden des Bürgerkriegslandes entsandt, kündigte der scheidende US-Verteidigungsminister Ashton Carter am Samstag bei einer Sicherheitskonferenz mit Vertretern der Golfstaaten in Bahrain an. Sie sollen demnach die syrischen Rebellen dabei unterstützen, die Stadt Raqqa aus der Gewalt der Jihadistenmiliz IS zu befreien.

Unter den 200 Soldaten sind nach Angaben Carters Spezialkräfte, Ausbilder und auch Sprengstoffexperten. Der Einsatz von Autobomben und Sprengfallen ist ein wichtiger Teil der Strategie der Jihadisten, die damit den Vormarsch der Rebellen auf Raqqa stoppen wollen.

In Syrien sind bereits 300 US-Soldaten im Einsatz, um Rebellen im Kampf gegen den IS zu beraten und zu unterstützen. Außerdem helfen sie bei der Koordinierung der Luftangriffe der US-geführten Militärallianz. Die Demokratischen Syrischen Kräfte (SDF), eine kurdisch-arabische Militärallianz, hatte vor einem Monat eine Offensive auf Raqqa gestartet. Ihre Einheiten rückten inzwischen bis auf 25 Kilometer auf die Stadt vor.

Die Anti-IS-Koalition unter Führung der USA ist auch an der Großoffensive auf Mossul beteiligt, der letzten Bastion des IS im Irak. "Dies ist eine komplexe Mission, die einige Zeit in Anspruch nehmen wird, aber ich bin zuversichtlich, dass die Tage des IS in Mossul gezählt sind", sagte Carter.