Während die Stimmlokale beim italienischen Verfassungsreferendum noch geöffnet sind, gibt es Aufregung um jene Bleistifte, die den Wählern mit den Stimmzetteln übergeben werden. Die Bleistifte seien "radierbar" und daher ungültig, meldeten Wähler aus mehreren Sprengeln.
Die Gegner des Verfassungsreferendums wittern bereits Wahlbetrug. Sie befürchten, dass wegen der "radierbaren" Bleistifte die Wahlzettel manipuliert werden könnten. Vor der Wahl hatten die "Nein"-Befürworter vor Wahlbetrug mit den Stimmen der vier Millionen Auslandsitaliener gewarnt.
Europa blickt gebannt nach Rom: In Italien hat am Sonntag das Referendum über die bisher umfangreichste Reform der italienischen Verfassung begonnen. Millionen Italiener sind aufgerufen, über eine Reform von Premier Matteo Renzi abzustimmen, mit dem das seit 70 Jahren geltende System aus zwei gleichberechtigten und blockadeanfälligen Parlamentskammern überwunden werden soll. Die Wahllokale sind seit 7.00 Uhr geöffnet.
Schon am Vormittag hat sich eine rege Wahlbeteiligung abgezeichnet. Bis 12.00 Uhr hatten 19,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben, teilte das Innenministerium in Rom mit.
Premier Renzi und seine Frau Agnese haben am Vormittag in Renzis Heimatort Pontassieve bei Florenz ihre Stimme für das Verfassungsreferendum abgegeben.
Rücktritt bei "Nein"
Das Referendum gilt als Schicksalswahl für Renzi. Der Premier hatte zu verstehen gegeben, dass er im Fall eines Siegs der "Nein"-Front zurücktreten würde. Dies könnte den Weg zu einer Übergangsregierung ebnen.
Die Wahllokale sind am Sonntag bis 23.00 Uhr geöffnet. Da es sich um ein Referendum zur Absegnung einer vom Parlament gebilligten Verfassungsreform handelt, ist anders als bei anderen Referenden in Italien keine Mindestbeteiligung vorgeschrieben. Mit dem Ergebnis des Referendums wird in der Nacht auf Montag gerechnet.
Panne mit Folgen
Italiens Premierminister Matteo Renzi und seiner Mannschaft ist bei der Referendumskampagne ein peinlicher Fehler unterlaufen. Auf einem Brief an etwa vier Millionen Auslandsitaliener, der für ein "Ja" bei der Abstimmung am kommenden Sonntag werben soll, ist eine falsche Internetadresse angegeben.
Statt für "Basta un Sì" (es reicht ein "Ja"), also www.bastaunsi.it, heißt es auf dem Brief: www.bastausi.it. Die Gegner des Referendums machten sich den Fehler gleich zu Nutzen: Wer auf diese Webadresse geht, wird zu der "Nein"-Kampagne umgeleitet und über die Nachteile der Reform aufgeklärt. Spötter sehen nun den Fehler als Zünglein an der Waage, denn die Briefwähler aus dem Ausland werden als entscheidend für den Ausgang des Referendums angesehen.