Im Konflikt mit dem Irak um die geplante Offensive auf die Jihadistenhochburg Mossul hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan scharfe Kritik am irakischen Ministerpräsidenten Haider al-Abadi geübt. "Er beleidigt mich persönlich. Du bist nicht mein Gesprächspartner, du bist nicht auf meinem Niveau", sagte Erdogan am Dienstag an al-Abadi gerichtet.
Ihn kümmere nicht, was al-Abadi "schreie" - "wir werden weiterhin tun, was wir denken, tun zu müssen". "Wer ist der irakische Ministerpräsident?", fragte Erdogan bei einem im Fernsehen übertragenen Auftritt in Istanbul. Al-Abadi sollte "an seinem Platz bleiben". Die türkische Armee brauche "keine Belehrung" von ihm, sagte Erdogan.
Die Beziehungen Ankaras und Bagdads hatten sich zuletzt deutlich verschlechtert wegen eines Streits um die türkische Militärpräsenz im Irak. Ankara hat dort rund 2000 Soldaten stationiert, 500 davon auf der nordirakischen Militärbasis Bashika.
Als das türkische Parlament das Mandat für den türkischen Militäreinsatz in Syrien und dem Irak Anfang Oktober um ein Jahr verlängerte, forderte das Parlament in Bagdad die irakische Regierung auf, gegen die Präsenz der türkischen "Besatzungstruppen" einzuschreiten. Al-Abadi äußerte daraufhin die Sorge, dass "das türkische Abenteuer zu einem Regionalkrieg führt". Besonders die Präsenz der Türken in Bashika ist umstritten. Sie bilden dort sunnitische Milizen aus.
Für weitere Irritationen sorgten Äußerungen Erdogans, wonach sich keine schiitischen Milizen oder Kurden an der Befreiung Mossuls von der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) beteiligen sollten. Die schiitischen Milizen aus dem Süden des Irak spielen eine zentrale, wenn auch umstrittene Rolle im Anti-IS-Kampf. Zugleich drang Ankara darauf, an der Offensive auf Mossul beteiligt zu werden. Ankara hat ein besonderes Interesse an der Millionenstadt, die bis zur Gründung des Irak 1920 Teil des Osmanischen Reichs war.