Die Europäische Union hat den jüngsten nordkoreanischen Raketentest von einem U-Boot verurteilt. Sollte sich dies bestätigen, wäre dies ein weiterer schwerer Verstoß Nordkoreas gegen internationale Verpflichtungen, die in mehreren Resolutionen des UNO-Sicherheitsrates dargelegt sind, erklärte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini am Mittwoch in Brüssel.
Nordkorea müsse alle Raketentests und entsprechende Programme in umfassender, überprüfbarer und unumkehrbarer Art und Weise stoppen, heißt es in der EU-Erklärung. Für Frieden und Stabilität in der Region müsse Nordkorea weitere Handlungen unterlassen, welche die Spannungen verschärfen. Das Land sollte stattdessen zu einem Dialog mit der Staatengemeinschaft, vor allem im Rahmen der Sechs-Parteien-Gespräche zurückkehren.
Anrainerstaaten empört
Auch die Außenminister Japans, Chinas und Südkoreas haben den jüngsten nordkoreanischen Raketentest einhellig verurteilt. Japans Außenminister Fumio Kishida sowie seine südkoreanischen und chinesischen Amtskollegen, Yun Byung-se und Wang Yi, riefen das Regime in Pjöngjang dazu auf, von "weiteren Provokationen" Abstand zu nehmen.
Die drei Länder wollten ihre Zusammenarbeit im Umgang mit Nordkorea verbessern, sagte Kishida bei Dreier-Gesprächen in Tokio am Mittwoch. Insbesondere würden sie die internationale Gemeinschaft drängen, die Sanktionen des UNO-Sicherheitsrats gegen Pjöngjang umzusetzen, sagte Kishida weiter. Die Einigung auf das gemeinsame Vorgehen gegen Pjöngjang kam ungeachtet der Spannungen zwischen Tokio und Peking um Inseln im Ostchinesischen Meer zustande.
Nur wenige Stunden zuvor hatte Nordkorea nach südkoreanischen Angaben eine ballistische Rakete von einem U-Boot aus in Richtung Japan abgefeuert. Sie flog demnach nach dem Start vor der Ostküste 500 Kilometer, so weit wie bisher keine nordkoreanische Rakete dieser Art. Die Rakete sei dann in ein Seegebiet gestürzt, das Japan auch als Luftüberwachungszone beansprucht. UNO-Resolutionen verbieten dem international wegen seines Atomprogramms isolierten Regime, Tests unter Verwendung ballistischer Raketentechnik durchzuführen.
"Unerhörte Aktion"
Japan reagierte denn auch empört. Nach Angaben von Ministerpräsident Shinzo Abe erreichte zum ersten Mal eine nordkoreanische Rakete ein Seegebiet innerhalb der japanischen Luftraumüberwachungszone. Solche Luftverteidigungsgebiete decken sich nicht mit dem Luftraum eines Landes.
Der Raketenstart sei "eine große Bedrohung für die nationale Sicherheit" und eine "unerhörte Aktion", sagte Abe vor Journalisten. Japan habe bei Nordkorea Protest eingelegt. Bereits im August hatte der Flug einer nordkoreanischen Mittelstreckenrakete bis in die Nähe der japanischen Küste heftige Kritik in Tokio und im Westen ausgelöst.
Auch China kritisierte seinen Verbündeten Nordkorea mit ungewöhnlich deutlichen Worten: "China lehnt Nordkoreas Nuklear- und Raketenprogramm ab und ist gegen jedes Verhalten, das Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hervorruft", sagte Außenminister Wang Yi am Mittwoch nach einem Treffen mit seinen Kollegen aus Südkorea und Japan in Tokio.
Waffentest als Protest
Der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte vermutete, dass Nordkorea den Zeitpunkt des jetzigen Raketentests gewählt habe, um damit auch gegen die laufenden amerikanisch-südkoreanischen Manöver zu protestieren. Mit dem Test verletze Nordkorea klar bestehende UN-Resolutionen, hieß es.
Nordkorea hatte zu Beginn des alljährlichen Manövers in Südkorea am Montag mit einem atomaren Erstschlag gedroht. Nordkorea unterstellt Washington und Seoul, mit ihren gemeinsamen Manövern einen Angriff vorzubereiten, was beide aber bestreiten.
Fortschritte befürchtet
Nordkorea hatte in den vergangenen Monaten mehrere Raketen getestet, darunter auch Mittelstreckenraketen und U-Boot-Raketen. Ziel des kommunistischen Regimes in Pjöngjang ist es, Raketen zu entwickeln, die einen atomaren Sprengkopf tragen können. Südkorea und die USA befürchten, dass Nordkorea mit jedem neuen Test einer U-Boot-gestützten ballistischen Raketen (SLBM) neue technische Fortschritte erzielt. Raketen, die von einem U-Boot aus abgefeuert werden, sind schwerer als von landgestützten Abschussrampen aus zu entdecken.
Nach einem neuen nordkoreanischen Atomtest im Jänner - dem vierten des Landes - und dem umstrittenen Start einer Weltraumrakete im Februar ist die Lage in der Region sehr gespannt. Der UN-Sicherheitsrat hatte die Sanktionen gegen Pjöngjang verschärft.