Weiter trat der bisherige Minister für Industrie, Energie und Tourismus als Präsident der Volkspartei (PP) auf den Kanaren zurück. Soria hatte zunächst bestritten, irgendetwas mit Offshore-Firmen in Steuerparadiesen zu tun gehabt zu haben. Als später detaillierte Dokumente an die Öffentlichkeit kamen, reagierte er mit widersprüchlichen Erklärungen. Er habe der Partei und der Regierung Schaden zugefügt, was in der "aktuellen politischen Lage besonders gravierend" sei, räumte Soria in einer Erklärung ein.

Sein Amtsverzicht bedeutet ein Novum für Spanien: Nie zuvor in der jüngeren Geschichte des Landes hat ein Mitglied einer Regierung, die nur geschäftsführend im Amt ist, auf seinen Ministerposten verzichtet. Rajoy kann nach der Verfassung keinen Nachfolger ernennen. Rajoys ist nur noch geschäftsführend im Amt, weil es nach Wahlen im Dezember bisher nicht gelungen ist, eine neue Mehrheit im Parlament zu bilden.

Vizeregierungschefin Soraya Saenz de Santamaria kündigte an, das Kabinett werde prüfen, welches Kabinettsmitglied die Aufgaben von Soria mit übernehmen könne. Finanzminister Cristobal Montoro betonte: "Wer in Steuerparadiesen aktiv war, kann nicht der Regierung angehören."

Der Abtritt von Soria, der seine politische Karriere für beendet erklärte, bedeutete einen weiteren Rückschlag für Rajoy. Zwei Tage zuvor war bekanntgeworden, dass in Granada der Bürgermeister Jose Torres Hurtado, ein Parteifreund des Regierungschefs, unter Korruptionsverdacht steht.

Die von mehreren Korruptionsaffären erschütterte PP war aus der Parlamentswahl am 20. Dezember 2015 zwar erneut als stärkste Kraft hervorgegangen, hatte aber die absolute Mehrheit verloren. Spanien ist seither ohne eine gewählte Regierung, weil keine Mehrheitskoalition gebildet werden konnte. Wenn bis zum 2. Mai kein Ministerpräsident gewählt wird, werden Neuwahlen am 26. Juni fällig.