Zum Stichdatum 31. Dezember 2015 waren laut Amnesty weltweit mindestens 20.292 zum Tode Verurteilte in Haft.

"Verstörend und besorgniserregend", nennt Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty Österreich, diese Entwicklung. "Den Hauptanteil an diesem dramatischen Anstieg machen Hinrichtungen in Iran, Pakistan und Saudi-Arabien aus", erklärt Patzelt in einer Aussendung. "Dort werden viele Menschen nach oftmals unfairen Prozessen als politisches Unterdrückungsmittel zum Tode verurteilt."

Der Iran hat laut Amnesty im Vorjahr mindestens 977 Menschen hinrichten lassen, die meisten wegen Drogendelikten. Der Iran ist derzeit das einzige Land, das auch Minderjährige hinrichten lässt. Pakistan ließ mehr als 320 Todesurteile vollstrecken, das ist die höchste Zahl, die Amnesty jemals für Pakistan dokumentiert hat. In Saudi-Arabien sind letztes Jahr zumindest 158 Menschen hingerichtet worden, in den meisten Fällen durch Enthauptungen.

Für China gibt es wie auch in den Jahren zuvor keine konkreten Zahlen, da sie dort als Staatsgeheimnis gelten. Amnesty befürchtet, dass im vergangenen Jahr in China erneut tausende Menschen hingerichtet worden sind. In den USA wurden 28 Menschen hingerichtet, die niedrigste Zahl seit 1991.

"Neben dem dramatischen Anstieg der weltweiten Hinrichtungszahlen gibt es auch eine sehr positive Entwicklung", sagt Patzelt. "Mit Fidschi, Madagaskar, der Demokratischen Republik Kongo und Surinam haben vier weitere Staaten die Todesstrafe abgeschafft", sagt Patzelt. "Weltweit haben nun 102 Staaten diese menschenverachtende Strafe aus ihren Gesetzbüchern gestrichen." Diese Staaten haben laut Amnesty die Todesstrafe vollständig abgeschafft, 32 weitere in der Praxis, aber nicht im Gesetz. Sechs Staaten sehen sie nur noch für außergewöhnliche Straftaten wie etwa Kriegsverbrechen oder Vergehen nach Militärrecht vor. Obwohl noch 58 Staaten weiter an der Todesstrafe festhalten, ist der Trend zu ihrer Abschaffung für Amnesty nicht mehr umzukehren.