Der Direktor der syrischen Altertümerverwaltung zeigte sich zuversichtlich, dass die beschädigten Bauten innerhalb von fünf Jahren restauriert werden können. Der syrischen Armee war es am Sonntag nach wochenlangen blutigen Kämpfen und mit Hilfe der russischen Luftwaffe sowie der libanesischen Hisbollah-Miliz gelungen, Palmyra vollständig vom IS zurückzuerobern.

Palmyra zählt zum Weltkulturerbe der UNO. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon zeigte sich "ermutigt und glücklich", dass Palmyra vom IS befreit sei. Das Erbe müsse nun beschützt und gewahrt werden, sagte er bei einem Besuch im Nachbarland Jordanien.

Laut einem Militärvertreter an Ort und Stelle zogen sich die Jihadisten nach Osten und Norden in ihre Hochburgen Suchnah, Raqqa und Deir Ezzor (Deir al-Zor) zurück. Experten entschärften Sprengsätze und Minen, die die Kämpfer zurückließen.

Die Wohnbezirke in der Neustadt von Palmyra waren nahezu menschenleer, viele Häuser waren zerstört, wie ein Reporter berichtete. Vor dem Krieg lebten dort etwa 70.000 Menschen. Der Baal-Tempel lag in Trümmern, der Großteil der Altstadt schien aber intakt zu sein. Syrische Soldaten und russische Kämpfer liefen durch die Ruinen, einige kickten sich einen Fußball zu.

Der IS hatte Palmyra vor etwa zehn Monaten erobert. In den folgenden Monaten schockierte die Miliz die Welt mit brutalen Hinrichtungen in den Ruinen der Stadt sowie mit der Zerstörung zweier bedeutender Tempel, des berühmten Triumphbogens und zahlreicher Grabmäler. Der Verlust von Palmyra gilt nun als schwere militärische Niederlage für die Jihadisten.

Syriens Präsident Bashar al-Assad lobte die Rückeroberung der Stadt als "wichtigen Erfolg" und als "Beweis der Effizienz" seiner Armee. Russlands Staatschef Wladimir Putin rief Assad an, um ihm zu gratulieren. Putin habe dabei betont, wie wichtig der Erhalt der historischen Stadt sei, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow laut russischen Nachrichtenagenturen. Assad wiederum habe Putin für die russische Hilfe gedankt.

Die Offensive zur Rückeroberung von Palmyra hatte Anfang März begonnen. Seitdem wurden nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 400 Jihadisten getötet. Auf der Gegenseite starben demnach fast 190 Soldaten und regierungstreue Milizionäre. Die Armee will nun von Palmyra aus den IS weiter schwächen und dessen Hochburg Raqqa sowie Deir Ezzor (Deir al-Zor) angreifen. Auch im Irak steht die Miliz unter hohem Druck.

Unterdessen haben am Montag regierungsnahe Truppen in Syrien ihre Offensive gegen die Extremisten-Miliz IS außerhalb der Stadt vorangetrieben. Nordöstlich der Stadt sei es zu Kämpfen gekommen, in denen Regierungstruppen Unterstützung durch syrische und russische Luftangriffe erhalten hätten, berichtete die oppositionsnahe Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Militärisch werde man jetzt "die Schlinge" um den IS zuziehen und Versorgungsrouten der Islamisten kappen, erklärte die Armee. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, das Hauptkontingent des IS sei aus der Stadt Richtung Osten abgezogen, wo die Miliz große Teile der Provinzen Deir al-Sor und Rakka kontrolliert. Bei den seit drei Wochen andauernden Kämpfen um Palmyra seien 417 IS-Kämpfer sowie 194 Soldaten und mit den Regierungstruppen verbündete Milizionäre getötet worden.