Zentrale Aussage einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstitutes IFES, die die Bundesjugendvertretung in Auftrag gegeben hat: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind extrem ehrgeizig und optimistisch, was die Verwirklichung ihrer Ziele in österreich betrifft, aber: Sie hängen monatelang in Erstaufnahmezentren ab, ohne die Möglichkeit, dort Deutsch zu lernen.

Nach ihren Wünschen befragt, äußerten sich 87 Prozent der Jugendlichen dahingegehend, dass sie sich Lernmaterialien für Deutsch wünschten, und dass sie keine Möglichkeit hätten, von Anfang an Deutschkurse zu besuchen.

78 Prozent wünschten sich übrigens eine Waschmaschine, 96 Prozent die Möglichkeit, selbst Speisen zubereiten zu können. Sehr viele Jugendliche wünschen sich vor allem auch, dass sie im Wege der Familienzusammenführung wieder mit ihren Eltern und Geschwistern zusammen kommen.

Beeindruckend optimistisch

Befragt wurden insgesamt 66 Jugendliche, die Mehrheit in den Erstaufnahmezentren Traiskirchen und Erdberg, aber auch welche aus kleineren Unterkünften und welche aus anderen Teilen Österreichs. Fast zwei Drittel der Befragten kommen aus Afghanistan, 88 Prozent der Interviewten sind Burschen. 

Nach ihren Zukunftswünschen befragt, nannten die Jugendlichen Berufswünsche wie Architekt, Musiker, Elektrotechniker, Schauspieler, Krankenschweseter und Bäcker aber auch "irgendwas, von dem man leben kann". IFES-Studienautorin Eva Zeglovits war "beeindruckt davon, dass mehr als 50% davon ausgehen, dass sie das einmal schaffen werden. Das sagt viel aus  über die Jugendlichen, auch über ihre Bildungschancen im Herkunftsland. Allein das Wissen darum, dass sie es bis nach Österreich geschafft haben, wirkt sich positiv aus."

Für besseren Zugang zu Bildung

Die Bundesjugendvertretung leitet von der Befragung die Forderung nach einer besseren Unterbringung und Betreuung junger Flüchtlinge und Asylwerber aus. Die derzeitige Situation widerspreche den Kinderrechten und sei de facto ein Verfassungsbruch, warf Vorsitzende Laura Schoch der Regierung vor.

Etwas mehr als die Hälfte der Befragten gab an, weder eine Schule noch eine Lehre oder sonstige Ausbildung zu besuchen.  Es brauche unbedingt einen frühzeitigen und flächendeckenden Zugang zu Bildung, forderte Schoch. Zu einer Verbesserung der Unterbringungssituation würde auch die Erhöhung der Tagsätze für junge Flüchtlinge auf das Niveau für österreichische Jugendliche, die in Einrichtungen untergebracht sind, führen - also von rund 90 auf 140 Euro. In den Bundesländern bekommen die Quartiergeber für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge zum Teil erheblich weniger Geld, in der Steiermark etwa nur zwischen 60 und 70 Euro.

Kritik an Altersfeststellung

Änderungen wünscht sich Schoch vor allem auch bei der Altersfeststellung - die derzeitigen medizinischen Methoden, die sich über Monate hinziehen, seien "fragwürdig". Und es sei nicht einzusehen, wieso ein Flüchtling im Alter von 19 oder 20 Jahren wesentlich schlechtere Rahmenbedingungen und damit Chancen habe.

Die aktuelle Verschärfung der Regeln zum Familienzuzug stößt bei Schoch auch auf Unverständnis: Solche Gesetz seien verantwortlich für die tausenden verschwundenen jungen Flüchtlinge in Europa, meinte sie.

40 Euro Taschengeld

Neben fehlenden Beschäftigungsmöglichkeiten sieht die Bundesjugendvertretung auch die finanzielle Situation der jungen Flüchtlinge als Problem: Sechs von zehn müssten mit 40 Euro Taschengeld im Monat auskommen - eine Monatskarte der Wiener Linien koste rund 48 Euro, erinnerte Schoch. In die Diskussion über gratis Öffi-Tickets für Flüchtlinge müsse "etwas schneller Bewegung" kommen, forderte sie.

Die Bundes Jugend Vertretung hat unter dem Motto "Mehr als nur flüchtig" zur Solidarität mit den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen aufgerufen. Sie will die vielfältigen Stimmen und Gesichter von jungen Flüchtlingen hervorheben und Ängsten und Sorgen von jungen Menschen auf Augenhöhe begegnen. Und sie will Themen wie Wohnen, Zukunftswünsche, Freizeitgestaltung, Bildung und Arbeit anzusprechen und dadurch die Wünsche und Bedürfnisse von jungen Flüchtlingen einholen und an Politik, Medien und Öffentlichkeit tragen.