China habe "eine bestimmte Herangehensweise" im Umgang mit der Atomproblematik in dem Land verfolgt, "und wir haben zugestimmt und Zeit dafür eingeräumt", so Kerry. In einem Telefonat mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi habe er nun "sehr deutlich gemacht, dass dies nicht funktioniert hat und dass wir nun nicht zum Normalbetrieb übergehen können". China, der einzige große Verbündete Nordkoreas in der Welt, hatte den neuerlichen Atomtest zwar verurteilt. Die Regierung in Peking äußerte sich bisher aber nicht zu möglichen härteren Sanktionen gegen Pjöngjang.

Am Mittwoch hatte Nordkorea verkündet, erfolgreich eine Wasserstoffbombe getestet zu haben, und damit international für Empörung gesorgt. Es handelte sich bereits um den vierten Atomtest seit dem Jahr 2006. Atomexperten und die US-Regierung äußerten allerdings Zweifel, ob es sich tatsächlich um eine Wasserstoffbombe handelte.

Der jüngste Atomtest Nordkoreas löste eine Propagandaschlacht mit Südkorea an der gemeinsamen Grenze aus. Als Reaktion auf den angeblichen Test einer Wasserstoffbombe nahm Südkorea am Freitag die Beschallung von nordkoreanischem Gebiet mit Nachrichten, politischen Parolen und lauter Pop-Musik über Lautsprecher wieder auf.

Darin wurde Machthaber Kim Jong-un für einen luxuriösen Lebensstil und seine Wirtschaftspolitik in dem veramten und abgeschotteten Land kritisiert. Die kommunistische Führung in Pjöngjang reagierte prompt und startete der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zufolge eine Propaganda-Beschallung des Südens. Der britische Außenminister Philip Hammond rief Südkorea zur Zurückhaltung auf, um eine Eskalation zu vermeiden.

Zuletzt hatte Südkorea die Propaganda-Lautsprecher im August eingesetzt, nachdem bei der Explosion von Minen an der Grenze zwei heimische Soldaten verletzt worden waren. Dies führte damals zu Artillerie-Gefechten: Nordkorea beschoss die Lautsprecher und Südkorea erwiderte das Feuer. Im Zuge von Entspannungsschritten hatte Südkorea die Beschallung wieder eingestellt.

Nordkoreas Ziel sei es, den Korea-Krieg von 1950 bis 1953 formell zu beenden, sagte eine Person, die diese Nachricht aus Pjöngjang der Führung in China überbrachte, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Der Informant ist gut mit der Führung in Pjöngjang vernetzt und hatte auch Nordkoreas ersten Atomtest im Jahr 2006 korrekt vorausgesagt. "Nordkorea wird so lange weitermachen, bis China und die USA einen Friedensvertrag unterzeichnen wollen", sagte die Person, die namentlich nicht genannt werden wollte.

Der jüngste Atomtest habe vor allem dazu dienen sollen, die USA zu Verhandlungen über einen Friedensvertrag zu bewegen. Die Führung in Pjöngjang fürchte sich nicht vor weiteren Sanktionen wegen der Tests, wie sie in den USA erwogen würden, da das weitgehend abgeschottete Land seit Jahrzehnten an Strafmaßnahmen gewöhnt sei. Der Korea-Krieg zwischen Nordkorea und China auf der einen und Südkorea und UNO-Truppen unter US-Führung auf der anderen Seiten war lediglich mit einem Waffenstillstandsabkommen beendet worden.