Sollten die Angaben Nordkoreas stimmen, hätte die Atomwaffenentwicklung des Landes eine neue Dimension erreicht. Zwischen 2006 und 2013 hatte Nordkorea drei herkömmliche Atomtests unternommen, auf die der UNO-Sicherheitsrat jeweils mit neuen Strafmaßnahmen reagiert hatte.

Atombomben werden mit Plutonium oder Uran hergestellt. Bei einer Wasserstoffbombe verschmelzen unter anderem Deuterium und Tritium, schwere Isotope des Wasserstoffs, zu Helium. Ihre Sprengkraft ist um ein Vielfaches höher als die einer Atombombe. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte im vergangenen Monat angedeutet, sein Land besitze eine Wasserstoffbombe. Die Angaben wurden in Südkorea zunächst angezweifelt.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen berief als Reaktion auf den Test eine Dringlichkeitssitzung ein. Bereits am Mittwoch wollten die Mitglieder des Gremiums zusammentreten, um über das weitere Vorgehen zu beraten, sagte eine UNO-Sprecherin.

Die südkoreanische Regierung berief umgehend eine Dringlichkeitssitzung des Nationalen Sicherheitsrats ein, in der Staatspräsidentin Park Geun Hye dem Nachbarn mit neuen Sanktionen drohte. Ihre Regierung werde sicherstellen, dass Nordkorea einen entsprechenden Preis für seinen Atomtest zahlen werde, sagte Park am Mittwoch bei einem Krisentreffen. Nordkoreas Atomtest sei eine Provokation und eine klare Verletzung von UNO-Resolutionen, wurde Vizeaußenminister Lim Sung Nam von Yonhap zitiert. 

Die Regierung in Japan verurteilte den Test ebenfalls scharf. "Das ist eine ernste Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes", sagte der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe am Mittwoch in Tokio. Der Atomtest sei absolut nicht hinnehmbar. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo zitierte einen Regierungsbeamten, wonach Japan weitere Sanktionen gegen das Nachbarregime verhängen könnte.

Auch China kritisierte den mutmaßlichen nordkoreanischen Atomtest deutlich. Eine Sprecherin des Außenministeriums forderte Pjöngjang am Mittwoch in Peking auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und seine Atomwaffen aufzugeben.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sprach von einer "Bedrohung des Friedens und der Sicherheit der gesamten nordostasiatischen Region". Auch die europäischen Atommächte Frankreich und Großbritannien reagierten mit scharfer Kritik auf den mutmaßlichen Wasserstoffbomben-Test. Auch Russlands Außenministerium reagierte empört.

Zwischen dem kommunistischen Nordkorea und dem demokratischen Südkorea herrscht seit Jahrzehnten formell noch Kriegszustand. Ende November hatten beide Länder erklärt, einen neuen Anlauf zur Entspannung nehmen zu wollen.

Nach dem Test am Mittwoch hieß es im staatlichen Fernsehen, Nordkorea werde seine Atom-Kapazitäten weiter ausbauen. Solange die Rechte des Landes geachtet würden, würden aber keine Atomwaffen eingesetzt. Es gehe allein um Selbstverteidigung. Solange die USA ihre feindliche Politik gegenüber Nordkorea nicht aufgeben würden, werde das Land auch sein Atomprogramm nicht beenden. Nordkorea hatte bereits Mitte September angekündigt, sein Atomwaffen-Arsenal auszubauen.