Der Irak hatte die Türkei am Sonntag zum Abzug von rund 150 Soldaten von seinem Territorium aufgefordert. Nach türkischen Angaben handelt es sich bei den Einheiten um Militärausbilder für kurdische Peschmerga-Kämpfer. Er hoffe, dass sich "die Hitzköpfe in Ankara" wieder abkühlten, sagte Tschurkin der Agentur Interfax zufolge.

Russland liegt mit der Türkei im Streit, weil das türkische Militär ein russisches Kampfflugzeug im syrischen Grenzgebiet abgeschossen hat. Regierungschef Dmitri Medwedew bezeichnete den Vorfall als "casus belli" (Kriegsgrund). Im 20. Jahrhundert wären wegen so etwas Kriege begonnen worden, sagte er dem Staatsfernsehen in Moskau.

Der Diplomat Tschurkin kündigte an, Russland und die USA arbeiteten gemeinsam an einer UNO-Resolution im Kampf gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS). Über das Dokument könne möglicherweise am 18. Dezember im Sicherheitsrat abgestimmt werden.

Zwei Wochen nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei hat Präsident Wladimir Putin den Fund des Flugdatenschreibers bekannt gemacht. "Ich bitte Sie, ihn gemeinsam mit ausländischen Spezialisten zu öffnen und alles zu dokumentieren", sagte Putin bei einem Treffen mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Dienstag in Moskau.

Schoigu hatte die Blackbox in den Kreml gebracht. Das Gerät der Suchoi Su-24 sei vom syrischen Militär an der Absturzstelle gefunden worden, sagte der Minister. Putin betonte, er hoffe, dass der Flugschreiber Aufschluss darüber gebe, was am 24. November im türkisch-syrischen Grenzgebiet geschehen sei.

Die Blackbox könnte die angespannte Stimmung zwischen Russland und der Türkei weiter verschärfen. Die Führung in Ankara beharrt darauf, dass die Maschine den türkischen Luftraum verletzt habe und vor dem Abschuss mehrfach gewarnt worden sei. Moskau bestreitet beides und wirft dem NATO-Land "Verrat" vor.

Russland hat wegen des Zwischenfalls, bei dem einer der beiden Piloten starb, gegen die Türkei Sanktionen in Handel und Tourismus verhängt. Der überlebende Co-Pilot bekräftigt, dass das Flugzeug die türkische Grenze nicht verletzt und türkische F-16-Jets ohne Vorwarnung gefeuert hätten.

Die türkische Regierung war Russland indes ethnische Säuberungen in Syrien und eine indirekte Unterstützung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vor. "Russland versucht, ethnische Säuberungen - Sie können das schreiben, ethnische Säuberungen - im Norden Latakias auszuführen."

Das sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Mittwoch bei einem Gespräch mit Korrespondenten westlicher Medien in Istanbul. "Sie wollen dieses Gebiet ethnisch säubern, damit die Basen des Regimes und Russlands in Latakia und Tartus geschützt werden", sagte der türkische Regierungschef weiter. "Sie wollen in diesem Teil Syriens keine sunnitisch-arabische oder turkmenische Bevölkerung haben." 90 Prozent der russischen Angriffe in Syrien gälten der moderaten Opposition. "Ihr Kampf ist nicht gegen Daesh (IS)."

Davutoglu sagte: "Russland unternimmt Operationen gegen die moderate Opposition besonders in Asas, was eine Hochburg der moderaten Opposition ist. Also wer hilft Daesh hier? Die Türkei oder Russland?" In Asas kämpfe die Opposition gar nicht gegen das Regime, sondern gegen den IS. "Sie bombardieren Asas, um die Opposition zu schwächen, die gegen Daesh kämpft. (...) Wer profitiert davon? Daesh, nicht das Regime."

Türkische Kampfflugzeuge bombardierten unterdessen erneut Stellungen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak. Mehrere Ziele seien bei den Luftangriffen in der Nacht auf Mittwoch zerstört worden, teilte die Armee mit. Ein PKK-Sprecher im Irak sagte, die rund einstündigen nächtlichen Angriffe hätten sich gegen drei Dörfer gerichtet, doch seien keine Mitglieder der Guerillagruppe getötet worden.

Ein kurdischer Verwaltungsbeamter bestätigte dies, doch wurden seinen Angaben zufolge Wasser- und Elektrizitätsleitungen beschädigt. Bei einem separaten Vorfall im Bezirk Sur der Kurdenhochburg Diyarbakir wurde ein türkischer Polizist von einem Heckenschützen erschossen, während er einen Sprengsatz zu entschärfen versuchte, wie aus Sicherheitskreisen verlautete.

Die türkische Armee geht mit aller Härte gegen die in der Türkei verbotene PKK vor, seitdem im Juli eine zweijährige Waffenruhe zusammengebrochen ist. Die kurdische Rebellenbewegung, die in der Türkei und der Europäischen Union als Terrororganisation gelistet ist, verübt ihrerseits fast täglich Anschläge auf Polizisten und Soldaten.