Der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge von Paris mit 130 Toten, Abdelhamid Abaaoud, hatte Presseberichten zufolge Kontakte nach Großbritannien. Seine Kontaktmänner seien im Raum Birmingham ansässig, berichtete das "Wall Street Journal".

Treffen mit Verdächtigen

Laut der Zeitung "Guardian" reiste zudem einer der Attentäter von Paris in diesem Jahr nach London und Birmingham und traf dort Verdächtige, die auch in Großbritannien Anschläge planen könnten. Abaaoud, der in Belgien aufwuchs und eine ganze Reihe von Anschlägen geplant haben soll, war fünf Tage nach den Anschlägen von Paris vom 13. November bei einem Anti-Terror-Einsatz in Saint-Denis bei Paris getötet worden. Die US-Zeitung "Wall Street Journal" berichtete am Freitag unter Berufung auf westliche Behördenvertreter, die Kontaktmänner von Abaaoud im Raum Birmingham seien wie dieser marokkanischer Abstammung. Außerdem soll "mindestens eine Person, die mit den Anschlägen in Verbindung stand", vor den Attacken nach Großbritannien gereist sein.

Die britische Zeitung "Guardian" lieferte dazu Präzisierungen. Unter Berufung auf Anti-Terror-Ermittler berichtete sie am Samstag, dass einer der Attentäter von Paris früher im Jahr nach London und Birmingham gereist sei. "In beiden Städten hat er Personen getroffen, die verdächtigt werden, die Absicht und die Fähigkeiten zu haben, terroristische Aktivitäten gegen Großbritannien vorzubereiten oder diese zu unterstützen", schrieb der "Guardian".

Weder Bestätigung noch Dementi

Das britische Innenministerium und die Polizeibehörde Scotland Yard wollten die Informationen weder bestätigen noch dementieren. Die für Birmingham zuständige Polizei von West Midlands, teilte in einer Erklärung mit, sie arbeite "Hand in Hand" mit den britischen Sicherheitsbehörden auch in London zusammen, um den französischen und belgischen Ermittlern zu helfen - und um "natürlich jede Terrorgefahr für Großbritannien" anzugehen.

Die zweitgrößte britische Stadt Birmingham tauchte schon häufiger im Zusammenhang mit islamistischen Extremisten auf. Von dort stammte etwa der IS-Rekrutierer Junaid Hussain, der im August bei Luftangriffen der internationalen Militärallianz in Syrien getötet wurde. Laut "Wall Street Journal" haben "mehrere islamistische Terrorzellen aus Nordafrika" Verbindungen nach Birmingham und Umgebung.

Bei den bisher schlimmsten Attentaten in Frankreich waren am Abend des 13. November 130 Menschen getötet und mehr als 350 weitere verletzt worden. Mehrere Attentäter hatten in Pariser Cafes, Restaurants und einer Konzerthalle sowie vor der Fußballarena Stade de France wahllos auf Menschen geschossen oder sich selbst in die Luft gesprengt.

Sieben Attentäter getötet

Bei den Anschlägen von Paris waren sieben Attentäter getötet worden. Ein mutmaßlicher Attentäter, Salah Abdeslam, und ein Vertrauter von ihm, Mohamed Abrini, sind auf der Flucht. Gefahndet wird auch nach zwei vermutlich bewaffneten Verdächtigen, die noch nicht identifiziert sind und die mit Abdeslam im September in Österreich gewesen sein sollen.

In Belgien wurden im Zuge der Ermittlungen bisher acht Verdächtige inhaftiert, die die Attentäter unterstützt haben sollen. Ein Teil der Islamisten war aus Belgien gekommen, darunter Abaaoud und Abdeslam.

In Frankreich wird bisher zwei Männern eine Unterstützung im Zusammenhang mit den Anschlägen vorgeworfen, sie werden aber nicht zum Kreis der Attentäter gezählt. Gegen einen von ihnen, den 25-jährigen Mohamed S., wurde erst am Samstag ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Beide Männer sind in Haft. Sie sollen die Wohnung in Saint-Denis beschafft haben, in der Abaaoud, dessen Cousine und ein noch nicht identifizierter Mann am 18. November bei einem Polizeieinsatz starben.