Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hat die am Freitag in Wien tagenden Syrien-Verhandler an das große Ausmaß ihrer Verantwortung erinnert. "Die großen Mächte dieser Welt müssen diesem brudermörderischen Krieg ein Ende setzen", erklärte das Oberhaupt der orthodoxen Kirche laut Kathpress in einem Interview mit dem italienischen TV-Sender "Tv2000".

"Dieser Krieg dauert fünf Jahre, er hat 340.000 unschuldigen Menschen den Tod gebracht", so Bartholomaios der italienischen Nachrichtenagentur SIR zufolge im TV. Bartholomaios richtete auch einen Appell an die Gläubigen: "Beten wir jeden Tag für Frieden im Nahen Osten", sagte er. Wenn sich dieser Konflikt fortsetze, "werden die Flüchtlinge weiterhin in den Westen strömen", fügte er hinzu.

"Flüchtlingsstrom hört nicht auf"

Der Patriarch mit Sitz im Istanbuler Phanar wies auf die Situation in seinem Heimatland hin: "In der Türkei haben wir zwei Millionen Flüchtlinge aus Syrien. Die türkische Regierung hat ihre Türen aufgemacht. Sie hat diese armen Männer, Frauen, Familien, Kinder empfangen, sie hat auch die Schulen geöffnet." Das könne aber nicht die Lösung sein, denn "der Strom Flüchtlinge hört nicht auf, wir müssen dem Konflikt ein Ende bereiten".

Auch Kardinal Christoph Schönborn rief am Freitag zum Gebet für die laufende Wiener Syrien-Konferenz und zu einer EU-weiten Solidarität in der Flüchtlingskrise auf. "Die Syrienkonferenz in Wien ist ein erstes kleines Hoffnungszeichen, um zu einer politischen Lösung und Beendigung des Krieges im Mittleren Osten zu kommen", erklärte der Wiener Erzbischof gegenüber "Kathpress".

"Bewältigbare Zahl"

Schönborn erinnerte an das ungeheure Ausmaß der Flüchtlingskatastrophe: "Fast acht Millionen Menschen sind innerhalb Syriens auf der Flucht, fünf Millionen Syrer sind in riesigen Flüchtlingslagern rund um Syrien. Gemeinsam könnte Europa die Not dieser Menschen auffangen: vor allem durch Hilfe vor Ort und durch gerechte, solidarische Aufteilung der Flüchtlinge." Es handle sich andererseits um eine bewältigbare Zahl von einem Prozent der europäischen Bevölkerung, die aufgeteilt werden müsste. Aber "stattdessen werden Zäune errichtet, Grenzen dicht gemacht", kritisierte der Wiener Erzbischof. Er rief zu weiteren Anstrengungen auf, denn "es ist zu schaffen, denn es geht um Menschen, und viele, sehr viele sind bereit, ein menschliches Gesicht Europas zu zeigen".