Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt informierte am Freitag in einer Aussendung über die Ergebnisse der Obduktion und der Begutachtung durch einen Sachverständigen für Kfz-Technik. Der Tod der vier Kinder, acht Frauen und 59 Männer durch einen länger anhaltenden Sauerstoffmangel sei "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits auf ungarischem Staatsgebiet eingetreten", teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Das technische Gutachten komme zu dem Schluss, dass der Aufbau des Lkw gasdicht sei, es gab keine Außenöffnungen. In geschlossenem Zustand sei damit kein Luftaustausch möglich.

Der Kühl-Lkw mit den 71 toten Flüchtlingen war von den Schleppern in einer Pannenbucht bei Parndorf (Bezirk Neusiedl am See) abgestellt worden. Als Polizisten am 27. August den Laderaum öffneten, wurde das Ausmaß der Tragödie sichtbar.

Die Leichen der 71 Opfer wurden zur Beerdigung freigegeben, teilte die Gerichtsmedizin Wien am Freitag mit. Trotz der Umstände - die Leichen waren lange großer Hitze ausgesetzt - sei das Ergebnis des Obduktionsgutachtens "eindeutig", hieß es in einer Mitteilung.

Ein aus Spezialisten verschiedenster Disziplinen bestehendes 27-köpfiges Team war für die Durchführung der Obduktionen verantwortlich. Wesentliche Unterstützung sei in der ersten Woche auch von den Tatortgruppen vor allem der Landeskriminalämter Burgenland, Niederösterreich und Wien gekommen, so der Leiter des Departments für Gerichtsmedizin an der MedUni Wien, Daniele Risser.

Bis zu 20 Kriminalbeamte waren beim Lokalaugenschein und der Leichenbergung sowie bei der Beweismittel-Sicherstellung und Dokumentation der Befunde im Rahmen der Obduktion dabei. Auch das DVI-Team (Desaster Victim Identification, Anm.) unter der Führung des Innenministeriums war aktiv. Schwierig war laut Risser die Beschaffung eines Kühl-Lkw, um eine Kühlung und den Transfer der Leichen Gerichtsmedizin Wien zu gewährleisten.

Mit dem Vorliegen der Gutachten sei "ein wesentlicher Teil der in Österreich durchzuführenden Beweisaufnahmen" abgeschlossen werden, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Die kriminaltechnische Analyse der Tatortspuren sowie die Ermittlungen zur Identität der Leichen würden "auf Hochtouren" weitergeführt.

Eine endgültige Entscheidung, ob der Prozess gegen die mutmaßlichen Schlepper stattfindet, gibt es noch nicht. Fünf Verdächtige sitzen in Ungarn in Untersuchungshaft, einer befindet sich im Gewahrsam der bulgarischen Justiz.

Auf internationaler Ebene werden die Ermittlungen von der EU-Justizbehörde Eurojust mit Sitz in Den Haag koordiniert. Ein Hauptverfahren könnte "bei dieser Konstellation" sowohl in Österreich als auch in Ungarn geführt werden, hatte der Leiter der Staatsanwaltschaft Eisenstadt, Johann Fuchs, in der Vorwoche bei einer Pressekonferenz festgestellt.