Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat sich bei einem Besuch in Athen gegen weitere Kürzungen am griechischen Pensionssystem zur Senkung der Schuldenlast ausgesprochen. "Ich halte es für sinnvoll, insbesondere kleinere Pensionen keiner weiteren Kürzung zuzuführen", sagte Faymann bei einem live im griechischen Fernsehen übertragenen Auftritt mit Premier Alexis Tsipras am Mittwoch.

Tsipras hatte zuvor das Beharren der internationalen Gläubiger auf weitere Pensionskürzungen als "unverständlich" bezeichnet, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Der Kanzler erklärte, er habe von Tsipras Informationen erhalten, dass Griechenland an Vorschlägen für die Gläubiger arbeite. Auch sei nach dem Vorbild Österreichs und Deutschlands mit der Schweiz ein Steuerabkommen vereinbart worden, um frischen Geld in die Athener Regierungskassen zu spülen.

Allerdings sei die "Zeit knapp für einen Kompromiss" mit den internationalen Gläubiger, warnte Faymann. Einige Länder müssten noch ihre nationalen Parlamente zu einer allfälligen Einigung mit Athen befragen, darum brauche es eine Lösung in den nächsten Tagen.

Faymann zeigte in Athen erneut Verständnis für die Linie der griechischen Regierung. "Ich war immer der tiefen Überzeugung, dass man aus der Krise heraus investieren muss", sagte der Bundeskanzler. Es dürfe nicht nur mit dem Rotstift gekürzt werden, sondern auch investiert. "Es kann keine Reform sein, wenn jemand Angst hat, in ein Spital zu gehen, weil er keine Krankenversicherung hat." Es sei auch nicht in Ordnung, wenn gewöhnliche Bürger hohe Abgaben leisteten, aber einige "in Steueroasen davonschwimmen" oder Geld "in die Schweiz überwiesen" werde.