Er halte es in der Frage wie die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, die den ägyptischen Militärherrscher im Juni in Berlin empfangen will, teilte Sebastian Kurz (ÖVP) auf Anfrage der APA am Mittwoch nach seinem Eintreffen in Kairo mit.

Der deutsche Parlamentspräsident Norbert Lammert hatte am Dienstag ein Treffen mit Al-Sisi abgesagt, Grund sei das Vorgehen der ägyptischen Regierung gegen ihre Gegner. "Das ist seine Entscheidung", kommentierte Kurz. Al-Sisi sei zwar "nicht perfekt, aber was ist unsere Alternative?" So werde auch unter europäischen Amtskollegen gedacht. Die Muslimbrüder an der Macht wolle man jedenfalls nicht.

In Ägypten gebe es derzeit einen "starken Bedarf an Aussöhnung", erklärte Kurz. In Brüssel hege man den "großen Wunsch", dass es in dem arabischen Land zu dieser Aussöhnung komme, betonte der Außenminister. Die Todesurteile, die in den vergangenen Monaten in Massen verhängt wurden, hätten "weitere Gräben" aufgerissen. Wolle man aber den ägyptischen Präsidenten "für alles" was in seinem Land vorgehe zur Verantwortung ziehen, solle man bedenken, dass es in Ägypten aktuell "mehrere Machtzentren" gebe, betonte Kurz. Diese bestünden aus der Armee, der Polizei und der Justiz.

Brüssel suche in Kairo auch einen Partner im Kampf gegen die jihadistische Organisation "Islamischer Staat" (IS). Ägypten spiele eine "wesentliche Rolle" bei der Bekämpfung der Extremisten: zum einen aufgrund des militärischen Einsatzes gegen IS, zum anderen aufgrund der Al-Azhar-Universität in Kairo, die als höchste Lehrinstanz im sunnitischen Islam gilt. Einige EU-Staaten wollen zudem bei der Flüchtlingsthematik mit dem arabischen Land zusammen arbeiten. Bei den Themen brauche es Partner, Ägypten sei jedenfalls ein "stabiler", so Kurz. In Brüssel sei es "allen Recht", wenn Kairo ein Partner der EU bleibe.

Der Außenminister trat am Mittwoch eine Reise nach Ägypten und Jordanien an. Nach Gesprächen in Kairo mit Religionsführern und politischen Vertretern reist der Außenminister nach dem geplanten Treffen mit Al-Sisi am Donnerstag weiter nach Amman. Dort will er sich über die Flüchtlingslage informieren und trifft Jordaniens König Abdullah II. Abschließend nimmt Kurz am Freitag an dem regionalen Wirtschaftsforum am Toten Meer teil.