Vor dem Besuch des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras an diesem Montag in Berlin bemühen sich beide Seiten um Signale der Entspannung. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird Tsipras, den sie noch am Freitag in Brüssel gesehen hat, am Nachmittag mit militärischen Ehren empfangen. Bei dem Treffen geht es vor allem um den Finanzbedarf und die Reformpolitik des pleitebedrohten Landes. Tsipras wird Merkel eine Liste mit Reformvorschlägen übergeben, heißt es. Geplant sollen Steuererhöhungen, Privatisierungen und Rückzahlungen von Steuersündern sein.

"Gemeinsame Interessen"

Nach der verbalen Eskalation der Vortage schlug der bereits am Sonntag angereiste griechische Außenminister Nikos Kotzias versöhnliche Töne an: "Es gibt eine langfristige Freundschaft und gemeinsame Interessen" beider Länder, sagte er der Deutschen Welle. "Das Wichtigste ist, dass man sich gegenseitig besser versteht, dass man die Stereotypen, die es gibt auf beiden Seiten, abbaut." Vizekanzler Sigmar Gabriel erhofft sich, wieder eine gemeinsame Arbeitsgrundlage zu finden. "Ich persönlich erwarte, dass wir wirklich einen Neustart schaffen", sagte der SPD-Chef.

Ein besseres Gesprächsklima wird auch wichtig sein, denn die Zeit drängt: Laut "Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung" hat die griechische Regierung nur noch Geld bis zum 8. April. Tsipras warnte einem Zeitungsbericht zufolge Merkel vor einer Überforderung seines Landes bei der Schuldenrückzahlung. Es werde Griechenland nicht möglich sein, seine Schuldenverpflichtungen in den kommenden Wochen zu erfüllen, wenn die EU nicht kurzfristige Finanzhilfen gewähre, berichtete die "Financial Times".

Zeitung: Griechen wollen deutsche Rüstungsfirmen klagen

Die "Bild"-Zeitung (Montagausgabe) berichtete indes, die griechische Regierung fordere mehr als 100 Millionen Euro Entschädigung von deutschen Firmen, weil diese Schmiergelder an Politiker des Landes gezahlt hätten, um Rüstungsgeschäfte zu ermöglichen. So sollen beim Kauf von 20 Hubschraubern 41 Millionen Euro Schwarzgeld geflossen sein. Drei deutsche Firmen sollen den Verkauf von U-Booten angeblich mit 62 Millionen Euro Schmiergeld gefördert haben. Zusätzlich untersuche das griechische Verteidigungsministerium 14 weitere Fälle, auch Geschäfte mit Leopard-Kampfpanzern. "Bild" berief sich auf ihr vorliegende Dokumente aus dem Verteidigungsministerium in Athen.