Die Polizei setzte Wasserwerfer, Tränengas und Schlagstöcke ein. Demonstranten warfen Pflastersteine und Böller gegen Wasserwerfer. Mehrere Menschen wurden festgenommen. Die Polizei setzte rund 550 Aktivisten in der Innenstadt fest. Sie sollen Straftaten begangen und randaliert haben.

"Die Atmosphäre ist aggressiv", sagte Polizeisprecherin Claudia Rogalski am Morgen. Im Frankfurter Ostend, wo die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Sitz hat, gab es kaum eine Straßenkreuzung, an der nicht Mülltonnen, Autoreifen oder Fahrzeuge brannten. Demonstranten versuchten, das weiträumig abgesperrte Gelände der EZB zu stürmen, wurden aber von der Polizei gestoppt. Acht Polizisten seien dabei verletzt worden, hieß es, 80 weitere durch Reizgas oder ätzende Flüssigkeiten.

Ein Sprecher des Blockupy-Bündnisses berichtete, beim Einsatz von Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöcken durch die Polizei seien viele Demonstranten verletzt worden. Rund um das EZB-Gelände waren Teams der Rettungssanitäter im Dauereinsatz.

Die Polizei war massiv gegen die Protestierer vorgegangen, nachdem im Umkreis des mit Polizeiabsperrungen und NATO-Draht aufwendig abgesicherten EZB-Geländes mehrere Brände gelegt worden waren. Aus der Menge der Demonstranten wurden Steine und Böller gegen Wasserwerfer geworfen.

185 Meter hoher Turm

Am Vormittag (11.00 Uhr) wollte die EZB ihre neue Zentrale, in der seit mehreren Monaten gearbeitet wird, mit einem kleinen Festakt offiziell eröffnen. "Das Gebäude ist ein Symbol für das Beste, was Europa gemeinsam erreichen kann", sagte EZB-Präsident Mario Draghi. In seiner Rede erwähnte der Italiener auch die Proteste am Rande der Veranstaltung.

"Ich gehe davon aus, dass wir auch diejenigen mitnehmen können, die sich ausgeschlossen fühlen, einschließlich viele der Protestierenden, die in Frankfurt diese Woche zusammengekommen sind", sagte der EZB-Präsident. Draghi setzt dabei auf die weitere Integration in Europa. Das habe den Europäern bereits über drei Generationen viele Vorzüge gebracht.

Die Grundsteinlegung für den Neubau, indem 4. 300 Tonnen Stahl verbaut wurden, fand am 19. Mai 2010 statt - damals unter Draghis Vorgänger Jean-Claude Trichet. In Betrieb genommen wurde der 185 Meter hohe türkisblau schimmernde Turm, den das Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au entworfen hatte, im vergangenen Jahr.

Vor dem EZB-Gelände hatte eine Mahnwache von Kapitalismusgegnern am Morgen zunächst ruhig begonnen. "Wir haben mit Gewalt gerechnet, wir haben ausreichend Kräfte im Einsatz", sagte die Polizeisprecherin. "Dass es so schnell kommt - ich hätte auch gewünscht, dass es anders gekommen wäre."

Ein dänischer Aktivist sagte: "Ich bin enttäuscht darüber, wie das läuft." Ein weiterer äußerte bereits am Morgen seine Enttäuschung über die Krawalle: "Kaum hat unser friedlicher Protest begonnen, ist auch schon alles kaputt." Das kapitalismuskritische Bündnis Blockupy hatte zuvor angekündigt, friedlich vor dem EZB-Bau zu demonstrieren. Die Polizei rechnete im Tagesverlauf mit mindestens 10.000 Demonstranten. Am Nachmittag waren mehrere Demonstrationszüge geplant.