An der Offensive beteiligen sich auch Milizen, denen vor allem Schiiten angehören. Der Chef der paramilitärischen Badr-Organisation, Hadi al-Amiri, sagte, an einem Sieg in Tikrit gebe es keine Zweifel. Die Kämpfer benötigten aber Zeit. "Wir haben es nicht eilig", sagte Al-Amiri dem Staatsfernsehen. Man gehe bei der Offensive nach Plan vor.

Die sunnitischen IS-Kämpfer haben in Tikrit noch immer einen Palast des früheren irakischen Machthabers Saddam Hussein sowie mindestens drei Stadtviertel unter ihrer Kontrolle. Einen Angriff irakischer Spezialeinheiten auf eine medizinische Hochschule im Süden der Stadt konnten die Aufständischen am Freitag abwehren. Dabei töteten sie drei Soldaten. Weitere sechs Menschen kamen ums Leben, als ein mit Sprengstoff beladener Geländewagen in einem Lager der Armee westlich von Tikrit explodierte.

Eine Einnahme der Stadt wäre für die Streitkräfte ein wichtiger Erfolg. Sie wollen mit ihrer Offensive auch die Metropole Mossul weiter im Norden zurückerobern. Der IS hatte im vergangenen Jahr große Landesteile eingenommen und dort und in den in Syrien kontrollierten Gebieten ein Kalifat ausgerufen.

Unterdessen drohte die Terrormiliz dem Westen mit weiteren Anschlägen. Der Sprecher der Extremisten, Abu Mohammed al-Adnani, kündigte in einer neuen Audiobotschaft Angriffe unter anderem auf das Weiße Haus in Washington, den Big Ben in London und den Eiffelturm in Paris an.

Weiter sagte er in der am Freitag im Internet kursierenden Rede: "Wir wollen mit Gottes Hilfe Paris vor Rom und Al-Andalus (gemeint ist damit Spanien), nachdem wir Euer Leben schwarz und dunkel gemacht haben ... ."

Zugleich nahm Al-Adnani den Treueschwur der nigerianischen Terrorgruppe Boko Haram an. "Wir verkünden Euch die Ausdehnung nach Westafrika", erklärte der IS-Sprecher. "Das Kalifat hat den Treueschwur unserer Brüder (...) im Heiligen Krieg akzeptiert und gratuliert ihnen ... ." Boko Haram hatte sich am vergangenen Wochenende dem IS unterstellt.

Die Extremisten terrorisieren seit 2009 den Nordosten Nigerias. Bei Angriffen und Attentaten kamen seither mehr als 13.000 Menschen um, mehr als 1,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht vor der Gewalt.

Der IS kontrolliert im Irak und Syrien riesige Gebiete und hat ein "Islamisches Kalifat" ausgerufen. Zuletzt mussten die sunnitischen Extremisten jedoch mehrere militärische Niederlagen hinnehmen.

Die irakische Armee und schiitische Milizen stehen kurz vor der Einnahme der strategisch wichtigen Stadt Tikrit, die der IS im vergangenen Sommer erobert hatte. Auch in Syrien haben die Jihadisten Gebiete verloren, darunter die über Monate hart umgekämpfte Stadt Kobane. Seit Monaten bombardieren die USA und ihre Verbündeten IS-Stellungen in beiden Ländern aus der Luft.

Al-Adnani sagte hingegen, der IS sei "noch immer siegreich" und werde von Tag zu Tag stärker. "Die Siege, über die die Kreuzfahrer und die Ablehner des richtigen Glaubens (gemeint sind damit die Schiiten) reden, ... sind nur fiktive und gefälschte Erfolge", erklärte er. Er appellierte an die Muslime weltweit, sich dem "Islamischen Kalifat" anzuschließen und gegen die "Ungläubigen" zu kämpfen. Zuletzt hatte Al-Adnani Ende Jänner IS-Anhänger in einer Audiobotschaft zu Anschlägen aufgerufen.