Jeder vierte Europäer - exakt 24,5 Prozent - ist nach Schätzungen von Caritas Europa von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. 2013 seien es fast 123 Millionen EU-Bürger gewesen, heißt es im Krisen-Report 2015, den die Dachorganisation der europäischen Caritasverbände am Donnerstag in Rom vorstellte. Vor allem Rumänien und Bulgarien sind betroffen.
Rumänen und Griechen am ärmsten
Zwar sei diese Zahl gegenüber 2012 leicht gesunken, insgesamt habe sich die materielle Situation für Millionen Menschen seit Ausbruch der Finanz- und Währungskrise 2008 aber dramatisch verschlechtert, so die Caritas-Experten. Am stärksten betroffen von Armut und sozialer Ausgrenzung waren 2013 die Menschen in Rumänien (40,4 Prozent) und Griechenland (35,1 Prozent).
Für die deutschsprachigen EU-Länder gibt der Bericht nur die Zahlen im Bereich des reinen Armutsrisikos an. Demnach liegen Österreich (14,4 Prozent) und Deutschland (16,1 Prozent) nahe am EU-Durchschnitt von 16,7 Prozent. Fast jeder zehnte Europäer lebte laut Bericht sogar in absoluter Armut.
Kinderarmut nimmt zu
Zugenommen hat demnach bis 2013 auch die Armut von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Hierbei lagen wiederum Rumänien mit rund 32 Prozent und Griechenland mit knapp 29 Prozent an der Spitze (Österreich 18,6). In insgesamt 14 EU-Staaten stieg dem Report zufolge zwischen 2012 und 2013 die Armutsrate unter Kindern und Jugendlichen. Als Hauptursache für die Armutsentwicklung auf dem Kontinent bezeichnet der Bericht die hohe Arbeitslosigkeit, besonders unter Jugendlichen, wobei Griechenland, Spanien, Portugal und Italien zu den am schwersten betroffenen Ländern zählten.
Caritas Europa beklagte eine unzureichende Beschäftigungspolitik. Europaweit rangiere das Streben nach ökonomischem Wachstum vor dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Erforderlich seien "inklusive Maßnahmen", die möglichst vielen Menschen einen ausreichend bezahlten Arbeitsplatz sicherten.