Der Separatistenführer im ostukrainischen Donezk, Alexander Sachartschenko, hat eine "Generalmobilmachung" in den kommenden Tagen angekündigt. Es sei geplant, bis zu 100.000 Kämpfer in der selbst ernannten "Volksrepublik Donezk" mobil zu machen, sagte Sachartschenko am Montag der Nachrichtenagentur der Rebellen, DAN. Dies solle in zehn Tagen geschehen.

Die Separatisten hatten vergangene Woche erklärt, sie wollten ihre Offensive in den Regionen Donezk und Luhansk ausweiten. Ein Großteil des Gebiets wird bis jetzt von Kiew kontrolliert.

Keine Waffenruhe in Sicht

Nach den gescheiterten Friedensgesprächen in Minsk am Wochenende wurden bei Gefechten in der Ostukraine nach Angaben der Konfliktparteien binnen 24 Stunden mindestens 25 Menschen getötet. In den Separatistenhochburgen Donezk und Luhansk starben demnach mindestens 13 Zivilisten, etwa 50 Menschen wurden verletzt. Die prorussischen Aufständischen gaben ukrainischen Regierungseinheiten die Schuld, unabhängige Berichte lagen zunächst nicht vor.

Separatistensprecher Eduard Bassurin berichtete von etwa sieben Toten und 23 Verletzten in den eigenen Reihen. Ein Militärsprecher teilte in Kiew mit, bei den Kämpfen seien mindestens fünf Soldaten getötet und 29 verletzt worden. In anderen Berichten war bereits von insgesamt 13 getöteten Soldaten die Rede.

In Russland befürchten einer Umfrage zufolge immer mehr Menschen eine weitere Eskalation des Konflikts. Die Zahl derer, die einen offenen Krieg zwischen Russland und der Ukraine für "ziemlich wahrscheinlich" halten, sei innerhalb von drei Monaten von 17 auf 26 Prozent gestiegen, teilte das staatliche Meinungsforschungsinstitut Wziom mit. Zehn Prozent der etwa 1.600 Befragten sagten gar, in ihren Augen sei ein solcher Bruderkrieg bereits im Gange.

Deutschland gegen US-Waffenlieferungen

Die Kämpfe zwischen den ukrainischen Regierungstruppen und den Separatisten haben in den vergangenen Wochen zugenommen. Auch die Regierung in Kiew hat mehr Truppen mobilisiert. Zuletzt wurden Friedensgespräche am Samstag ergebnislos abgebrochen.

Die deutsche Regierungskoalition aus Union und SPD zeigt sich indes alarmiert über Berichte, wonach die USA Waffenlieferungen zur Unterstützung Kiews im Kampf gegen prorussische Separatisten nicht mehr ausschließen. Das wäre "ein gefährlicher Schritt, der schnell eine weitere Eskalation nach sich ziehen könnte", sagte Niels Annen, der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, am Montag.

Der Konflikt sei militärisch nicht zu lösen. Die ukrainische Führung habe dies mit ihrer gescheiterten Offensive bereits einmal schmerzvoll erfahren müssen. "Der Verhandlungsweg ist mühsam, aber richtig", sagte Annen der Nachrichtenagentur Reuters. "Daran sollten wir gemeinsam mit den USA festhalten."

Die "New York Times" hatte unter Berufung auf Regierungsvertreter berichtet, US-Außenminister John Kerry und US-Generalstabschef Martin Dempsey seien bereit, über Waffenlieferungen in die Ukraine zu sprechen. Auch die Sicherheitsberaterin von Präsident Barack Obama, Susan Rice, erwäge, ihren Widerstand gegen die Bereitstellung von Waffen aufzugeben. Am Montag werde ein unabhängiger Bericht der Regierung in Washington empfehlen, der Ukraine unter anderem Schutzwaffen, Spähdrohnen und Panzerabwehrraketen im Wert von drei Milliarden Dollar (2,65 Mrd. Euro) zur Verfügung zu stellen.