Dagegen lobten die Palästinenser die Entscheidung des ICC als historischen Schritt. Liebermann sagte: "Ich werde unsere Freunde in Kanada, Australien und Deutschland auffordern, die Finanzierung (des IStGH) einfach zu beenden." Zudem forderte der rechtsgerichtete Minister, die Autonomiebehörde des als gemäßigt geltenden palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas aufzulösen.

ICC-Chefanklägerin Fatou Bensouda hatte am Freitagabend mitgeteilt, die vorläufigen Ermittlungen zum Gazakrieg im vergangenen Sommer seien angelaufen. "Wir halten die Entscheidung des Gerichts für historisch", sagte der palästinensische Außenminister Riad Malki der palästinensischen Zeitung "Al-Ayam". Man werde mit dem Gericht zusammenarbeiten und es mit allen nötigen Informationen, Dokumenten und Zeugenaussagen versorgen, um "zu beweisen, dass Verbrechen gegen das palästinensische Volk begangen wurden", sagte Malki weiter.

Auch die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas begrüßte das Eingreifen des Gerichts und forderte, dass es israelische Spitzenpolitiker anklagt. Allerdings muss die Hamas-Führung wegen des Raketenbeschusses von Zivilisten in Israel selbst damit rechnen, in Den Haag auf der Anklagebank zu landen.

Die Palästinenser wollen nach Informationen der Zeitung "Times of Israel" auch den international immer wieder scharf kritisierten israelischen Siedlungsbau vor dem Weltstrafgericht anhängig machen. Die Umsiedelung von Israelis in besetzte palästinensische Gebiete könnte ein Kriegsverbrechen darstellen.

Israel hatte darauf sofort mit scharfer Kritik reagiert. Regierungschef Benjamin Netanyahu nannte die Entscheidung des Gerichts "absurd". Es sei empörend, dass nur wenige Tage nach den terroristisch motivierten Morden an Juden in Paris der Strafgerichtshof gegen den jüdischen Staat Israel vorgehe.

Das US-Außenministerium betonte, die USA glaubten nicht, dass Palästina ein Staat sei, der sich für den Strafgerichtshof qualifiziere. Die Differenzen zwischen Israel und den Palästinensern könnten nur in direkten Verhandlungen ausgeräumt werden und nicht durch einseitige Schritte beider Parteien.

Die Entscheidung des Gerichts war durch den Beitritt Palästinas zum Grundlagenvertrag des Gerichtshofs Anfang Jänner möglich geworden. Ein Gegenstand der Prüfung dürfte der massive Beschuss des Gazastreifens durch die israelische Armee während des 50-tägigen Kriegs im Sommer sein.