Angesichts der anstehenden Neuwahlen in Griechenland sieht der scheidende Staatspräsident Karolos Papoulias sein Land vor "ungewissen" Zeiten. In seiner Neujahrsansprache forderte das Staatsoberhaupt ein "neues Gleichgewicht" mit den internationalen Gläubigern, die die Neuwahlen mit Sorge sehen. Im Vorfeld des Urnengangs hat sich das bisherige Parlament aufgelöst und den 25. Jänner als Wahltermin bestätigt.

Die Neuwahlen waren notwendig geworden, nachdem es den Abgeordneten auch im dritten Wahlgang am Montag nicht gelungen war, einen neuen Staatschef zu wählen. Die Parlamentswahl könnte laut Umfragen das Linksbündnis SYRIZA von Alexis Tsipras gewinnen, das zur Bildung einer Regierung aber auf Unterstützung anderer Parteien angewiesen sein dürfte.

Tsipras will die von Griechenlands Gläubigern verordnete Sparpolitik beenden und dazu die Vereinbarungen mit den internationalen Kreditgebern ändern. Weil Griechenland fast nur noch die Notenbanken der Europartner finanzieren, würde das bedeuten, dass ein Schuldenschnitt auf die Budgets dieser Länder und damit auf deren Steuerzahler durchschlagen würde.

In seiner Neujahrsansprache sagte Papoulias: "Wir befinden uns immer noch in einer Position der Ungewissheit." Bei den Verhandlungen mit den internationalen Kreditgebern seien einige "wichtige Themen" in der Schwebe. Griechenland müsse in den Beziehungen zu seinen Gläubigern ein "neues Gleichgewicht" finden, aber gleichzeitig seine Stellung im Herzen Europas "sichern", forderte der 85-Jährige..

Die neuerliche Regierungskrise in Athen löst bei den EU-Partnern deshalb große Sorge aus. Die milliardenschweren Rettungspakete von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) hatten Griechenland vor dem Staatsbankrott bewahrt und die Eurokrise eingedämmt. Die mit den Hilfsprogrammen einhergehenden Einschnitte haben aber für viele Griechen erhebliche soziale Folgen und zu Streiks und Protesten geführt.