Sie gelten als die beiden mächtigsten Politiker der Welt - und ihre Treffen entwickeln sich zunehmend zu diplomatischen Muskelschauen. Wenn US-Präsident Barack Obama und Chinas Staatschef Hu Jintao diesen Mittwoch in Washington wieder einmal zusammenkommen, ist die Liste der akuten Konfliktthemen erneut länger geworden: Neben den langjährigen politischen Differenzen und wirtschaftlichen Rivalitäten ist nun auch der militärische Wettbewerb offen ausgebrochen.

Die Volksbefreiungsarmee hat die Wochen vor dem Gipfel genutzt, um waffentechnische Fortschritte zu präsentieren, die das Pentagon ihr erst in einigen Jahren zugetraut hatte: Vergangene Woche absolvierte Chinas erster Tarnkappenbomber "J-20" seinen Jungfernflug - wenige Stunden vor einem Treffen zwischen Hu und US-Verteidigungsminister Robert Gates in Peking.

Chinesische Raketen

Wenige Tage davor hatte die Marine ihre neue Antischiffsrakete "Dongfeng 21-D" vorgestellt, die US-Flugzeugträger versenken können soll. Ein eigener Flugzeugträger und neue Atom-U-Boote befinden sich im Bau. Dass Peking aus seinen ehrgeizigen Aufrüstungsbemühungen keinen Hehl mehr macht, ist wohl eine Reaktion auf Washingtons Bemühungen, seine Sicherheitsallianzen in Asienpazifik zu stärken, um den chinesischen Großmachtbestrebungen Einhalt zu gebieten - und seine eigene Dominanz in der Region zu sichern.

Wie aus einer anderen Zeit wirkt der Optimismus internationaler Politikvordenker, die den USA und China einen Schulterschluss zutrauten, um als "G2" gemeinsam Lösungen für globale Probleme auf den Weg zu bringen, an denen die G8, die G20 und die Uno scheiterten. Obwohl beide Seiten öffentlich von einer "strategischen Partnerschaft" sprechen, haben nicht zuletzt die von Wikileaks veröffentlichten US-Diplomatendepeschen belegt, wie tief das Misstrauen sitzt. US-Botschafter Jon Huntsman hat demnach die "chinesische Überheblichkeit" sowie Pekings "Muskelspiele, Triumphgehabe und herrisches Auftreten" als Haupthindernis für bessere Beziehungen ausgemacht.

Stöcke und Karotten

Washington brauche deshalb ein neues System von "Stöcken" und "Karotten", um die Chinesen mit Drohungen und Anreizen zur Kooperation zu bewegen. Im chinesischen Außenministerium sieht man sich seit den Wikileaks-Enthüllungen mehr denn je im Recht, über "amerikanische Arroganz" zu klagen und den USA eine antichinesische "Eindämmungspolitik" vorzuwerfen.