Als nach dem Aus der Ampel-Regierung in Deutschland erste Berichte über eine generalstabsmäßige Planung des Koalitionsbruchs durch die FDP auftauchten, hatte die liberale Führungsspitze das noch brüsk zurückgewiesen. Knapp zwei Wochen später sieht nun aber alles ganz anders aus. Um neuen Medienrecherchen zuvorzukommen stellte die Partei am Donnerstagabend ein achtseitiges Dokument auf ihre Homepage, in dem das Drehbuch für das Sprengen der Koalition mit der SPD und den Grünen detailliert ausformuliert ist.
FDP stellt sich auf „offene Feldschlacht“ ein
Die Kommunikationsstrategie für den als „D-Day“ bezeichneten Tag sah dabei vier Phasen vor: Nach dem „Impuls“ durch Parteichef Christian Lindner sollte in den darauffolgenden Stunden das „Narrativ“ für den Ausstieg gesetzt werden. Anschließend wollte die FDP ihr Narrativ, wonach angesichts der fundamentalen Differenzen in der Wirtschaftspolitik nun eine Richtungsentscheidung durch Neuwahlen zwingend sei, möglichst auf allen Kanälen verbreiten. Danach stellte sich die FDP auf eine „offene Feldschlacht“ ein.
Auch über das richtige Timing wird in dem Papier nachgedacht. So wird etwa befürchtet, dass die US-Wahl am 5. November die Politik in Deutschland überschatten könnte. Als bester Zeitpunkt werden daher die Tage unmittelbar davor genannt.
Opfer fordern die Schlachtpläne, die bei SPD und Grünen für erhebliche Empörung gesorgt haben, aber nun in den eigenen Reihen. Am Freitag trat FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai zurück. Unmittelbar zuvor hatte Djir-Sarai noch von einer „absurden“ Skandalisierung gesprochen und beteuert, dass die Parteiführung nichts von dem Strategiepapier gewusst habe.