Der chinesische Außenminister Wang Yi hat seinen ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba in der südchinesischen Stadt Guangzhou getroffen. Die beiden führten am Mittwoch Gespräche über den Ukraine-Krieg. Peking will langfristige Beziehungen zu Kiew anstreben. Es ist der erste Besuch Kulebas in China seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine.

Dieses Treffen dient für Peking auch dazu, sich international stärker als Player bei Sicherheitsfragen profilieren. In der Ukraine wächst hingegen das Bewusstsein dafür, dass China eine wichtige Rolle für einen künftigen Frieden spielen wird. Denn Peking hat als Moskaus mächtigster Verbündeter großen Einfluss auf Russland, das angesichts westlicher Sanktionen immer stärker vom chinesischen Nachbar abhängig wird.

China hat sich nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine auf keine Seite gestellt und immer betont, an Frieden arbeiten zu wollen. Gleichzeitig hat Peking aber seine engen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu Russland aufrechterhalten. Aus europäischer Sicht steht China deutlich auf der Seite von Wladimir Putin.

Chinas Außenminister und Mitglied des Politischen Büros der Kommunistischen Partei Wang Yi empfing die ukrainische Delegation von Außenminister Dmytro Kuleba in Guangzhou
Chinas Außenminister und Mitglied des Politischen Büros der Kommunistischen Partei Wang Yi empfing die ukrainische Delegation von Außenminister Dmytro Kuleba in Guangzhou © IMAGO / Lu Hanxin

Auch beim Treffen mit Kuleba präsentiert sich die chinesische Diplomatie zurückhaltend. China unterstrich zwar Bereitschaft für eine Vermittlerrolle im Krieg der Ukraine gegen Russland. Allerdings erst in fernerer Zukunft: „Auch wenn die Bedingungen und der Zeitpunkt noch nicht reif sind, unterstützen wir alle Bemühungen, die dem Frieden förderlich sind, und sind bereit, eine konstruktive Rolle bei der Beendigung des Konflikts und der Wiederaufnahme der Friedensgespräche zu spielen“, sagte Außenminister Wang Yi.

China will Verhandlungslösung

China sei der Meinung, dass alle Konflikte letztendlich am Verhandlungstisch gelöst werden müssen, so Wang weiter. Bei der zurückliegenden Friedenskonferenz zum Ukraine-Krieg in der Schweiz hatte Peking jedoch abgesagt. Die Chinesen schlugen im Mai gemeinsam mit Brasilien einen Plan vor, der unter anderem eine von der Ukraine und Russland anerkannte Friedenskonferenz und die Diskussion aller Pläne vorsieht.

Das Verhältnis China-Ukraine solle im Streben nach Langfristigkeit entsprechend geplant werden, teilte das chinesische Außenministerium nach dem Gespräch von Wang mit Kuleba mit. China und die Ukraine sollten sich stetig austauschen, Vertrauen aufbauen und ihre Freundschaft erneuern, sagte ein Sprecher des Ministeriums.

Ukraine verhandlungsbereit

Kuleba sagte, dass die Ukraine bereit sei, Verhandlungen mit Russland aufzunehmen. Sie sollten darauf abzielen, einen gerechten und dauerhaften Frieden zu erreichen. Zudem habe die Ukraine einen von China und Brasilien vorgeschlagenen Friedensplan „sorgfältig studiert“.