US-Senator J.D. Vance hat die Nominierung zum republikanischen Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten offiziell angenommen und die Wähler aufgefordert, einen „neuen Weg“ zu wählen. „Die Leute, die dieses Land regieren, haben wieder und wieder versagt“, sagte er am Mittwoch (Ortszeit) auf dem Parteitag der Republikaner in Milwaukee. Er wolle sich für die „vergessenen“ Arbeiter einsetzen. Donald Trump hatte Vance am Montag zu seinem Vizepräsidentenkandidaten ernannt.

Der 39-jährige Senator aus dem Bundesstaat Ohio hatte sich von einem Kritiker zu einem loyalen Anhänger des früheren Präsidenten Trump gewandelt. Auf dem Parteitag im US-Bundesstaat Wisconsin umwarb der Republikaner die Arbeiter- und Mittelschicht. Er beschrieb sich selbst als Sohn einer vernachlässigten Industriestadt in Ohio, der für die Arbeiter kämpfen werde, sollte Trump die Wahl am 5. November gewinnen. In seiner Heimatstadt Middletown sagten sich die Menschen die Meinung, bauten mit den Händen, liebten Gott, die Familie und die Gemeinschaft, sagte der 39-jährige Senator aus Ohio. „Aber es war auch ein Ort, der von Amerikas herrschender Klasse in Washington beiseitegeschoben und vergessen worden war.“.

„Werden uns um die Arbeiter kümmern“

Berufspolitikern wie US-Präsident Joe Biden warf Vance vor, solche Gemeinschaften durch seine Handelspolitik und Kriege im Ausland zu zerstören. Trumps Vision sei hingegen einfach und kraftvoll. „Meine Damen und Herren, wir haben es satt, uns um die Bedürfnisse der Wall Street zu kümmern. Wir werden uns um die Arbeiter kümmern.“

In seiner Rede in Milwaukee griff Vance viele Kernthemen in Trumps Politik auf. Er versprach, US-Produkten den Vorrang vor chinesischen Importen zu geben. Bei der Sicherung des Weltfriedens sollten US-Verbündete keine Freifahrtscheine mehr bekommen. Vance hat sich bereits gegen Militärhilfe für die Ukraine ausgesprochen. Trump präsentierte er als Mann der politischen Mäßigung. „In einem Moment kann er sich trotzig gegen einen Attentäter stellen und im nächsten zur nationalen Heilung aufrufen. Er ist ein geliebter Vater und Großvater“, sagte Vance mit Blick auf das Attentat auf Trump vom Wochenende.

Nannte Biden verantwortlich für Attentat

„Bedenken Sie, was sie sagten. Sie sagten, er sei ein Tyrann. Sie sagten, er müsse um jeden Preis gestoppt werden“, sagte Vance weiter - ohne näher zu benennen, wer damit gemeint ist. Aber wie habe Ex-Präsident Trump auf das Attentat reagiert, fragte Vance. „Er rief zur nationalen Einheit auf, zur nationalen Ruhe, buchstäblich, nachdem ein Attentäter ihm fast das Leben genommen hatte.“ Nach dem Attentat auf Trump hatte er Biden für den Angriff verantwortlich gemacht.

Enkelin Kai Trump: „Natürlich legt er die Messlatte ziemlich hoch - aber wer weiß, vielleicht werde ich eines Tages an ihn herankommen.“
Enkelin Kai Trump: „Natürlich legt er die Messlatte ziemlich hoch - aber wer weiß, vielleicht werde ich eines Tages an ihn herankommen.“ © IMAGO / Tannen Maury

Zuvor hatte Trumps Enkelin in einer Rede das Bild eines liebenden Großvaters gezeichnet. „Sie steht das erste Mal auf einer Bühne“, kündigte Trumps Sohn Don Jr. seine älteste Tochter an. „Kai Madison Trump!“ Ex-Präsident Trump, der beim Parteitag erst in der Nacht auf Freitag sprechen wird, aber jeden Tag in der Arena zugegen ist, lächelte der 17-Jährigen von der Tribüne aus zu. „Er ermutigt mich immer, mich anzustrengen“, sagte Kai Trump. „Natürlich legt er die Messlatte ziemlich hoch - aber wer weiß, vielleicht werde ich eines Tages an ihn herankommen.“

Trump Jr. hob indes den Mut seines Vaters hervor. „Was war also der Instinkt meines Vaters, als sein Leben auf dem Spiel stand? Nicht zu kuschen, nicht aufzugeben“, sagte er. Sein Vater habe der ganzen Welt gezeigt, dass der nächste amerikanische Präsident ein „Löwenherz“ habe. „Wir werden kämpfen, wir werden kämpfen, wir werden mit unserer Stimme kämpfen. Wir werden mit unseren Ideen kämpfen“, sagte Trump Jr. mit Blick auf die Präsidentenwahl. „Und am 5. November werden wir mit unserer Stimme kämpfen.“

Trump-Rede in der Nacht auf Freitag

Abschluss und Höhepunkt des Parteitags der Republikaner wird am Donnerstag (Ortszeit) die Rede von Trump sein, bei der er seine Nominierung als Präsidentschaftskandidat annehmen wird. Dass die Republikaner nach 2016 und 2020 zum dritten Mal mit Trump in eine Präsidentenwahl ziehen, steht seit Monaten fest. Trump hatte sich bei den Vorwahlen klar gegen seine innerparteiliche Konkurrenz durchgesetzt. Formell wurde der 78-Jährige zu Beginn des Parteitags am Montag nominiert. Er tritt voraussichtlich gegen Amtsinhaber Joe Biden an. Der Druck auf den 81-jährigen Demokraten, auf seine Kandidatur zu verzichten, wächst derzeit jedoch. Am Mittwoch wurde Biden positiv auf Corona getestet. Der Präsident werde sich in seinem Privathaus in Delaware isolieren, teilte das US-Präsidialamt mit.