Bei einem israelischen Luftangriff auf die Stadt Rafah im Gazastreifen sollen in einem Zeltlager mehr als 40 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden sein. Unter den Opfern waren laut auch Augenzeugen auch viele Frauen und Kinder. In sozialen Medien kursierten mehrere Videos, die zeigten, wie Leichen aus brennenden Zelten geborgen wurden. Das UNO-Palästinenserhilfswerk UNRWA sprach angesichts des Vorfalls von der „Hölle auf Erden“.

Die Hamas setzte wegen des Vorfalls ihre Teilnahme an den Gesprächen über eine Waffenruhe vorerst aus. Bei den Gesprächen befand man sich zuletzt in einer Sackgasse. Laut dem Palästinensischen Roten Halbmond gehörte das getroffene Gebiet zu einer der ausgewiesenen humanitären Zonen für jene Menschen, die wegen der israelischen Kampfhandlungen zur Evakuierung gezwungen gewesen seien. Mehrere arabische Staaten verurteilten den Luftangriff auf das Zeltlager auf Schärfste. Israels „absichtliche Bombardierung der Zelte der Geflüchteten“ stelle einen „neuen und eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht“ dar, kritisierte das ägyptische Außenministerium am Montag. Jordanien verurteilte die „eklatante Missachtung der Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs“. Das höchste UNO-Gericht hatte Israel am Freitag angewiesen, den Militäreinsatz in Rafah unverzüglich zu beenden.

Auch Frankreich und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell forderten ein sofortiges Ende der Rafah-Offensive. Die deutsche Regierung ging am Montag davon aus, dass es im Zusammenhang mit dem Angriff einen Fehler der israelischen Seite gegeben habe. Das israelische Militär bestätigte auf der Plattform X nur, dass es einen Luftangriff auf ein Gelände der Hamas gegeben habe. Neben Yassin Rabia, dem maßgeblichen Kopf hinter den Terroraktivitäten im Westjordanland, sei ein weiteres ranghohes Hamas-Mitglied getötet worden. Der Luftangriff sei im Einklang mit internationalem Recht erfolgt, erklärte das Militär. Die Berichte, dass infolge des Luftangriffs ein Feuer ausgebrochen sei, bei dem Unbeteiligte zu Schaden gekommen seien, würden überprüft.

Der Internationale Gerichtshof (IGH) hatte Israel am Freitag verpflichtet, den Militäreinsatz in Rafah unverzüglich zu beenden. Entscheidungen des Weltgerichts sind bindend. Allerdings besitzen die UN-Richter keine Machtmittel, um einen Staat zur Umsetzung zu zwingen.