Dass sie sich nicht so leicht kleinkriegen lässt, hat die Berliner Wirtschaftssenatorin und ehemalige Familienministerin Franziska Giffey (SPD) bereits mehrmals bewiesen. Jetzt einmal wieder: Während sie sich mit einer Bibliotheksleiterin unterhielt, zielte ein Unbekannter mit einem Beutel auf Giffeys Nacken und Hinterkopf. Der Beutel soll mit einem schweren Inhalt gefüllt gewesen sein. Die Ex-Ministerin ließ sich danach ambulant behandeln. Der mutmaßliche Angreifer wurde wenige Stunden später festgenommen, laut Polizei sei der 74-jährige Mann möglicherweise psychisch krank.
Giffey ließ den Angriff auf ihre Person nicht unkommentiert. Die 47-Jährige meldete sich auf Social Media zu Wort und schrieb, dass es ihr nach einem ersten großen Schreck gut gehe. Als erschütternd bezeichnete sie die „Freiwildkultur“, die sich im Hinblick auf Politiker, oder jene, die sich politisch engagieren, etabliert.
Unter Angela Merkel war Giffey Familienministerin – eine Rolle, in der sie kaum bemerkbare Arbeit leistete. In – negativer – Erinnerung blieb vielen wohl das „Gute-Kita-Gesetz“, mit welchem sie laut Kritikern zu einer Infantilisierung der Sprache beitrug.
Aberkennung des Doktortitels
Das war aber nicht der Anlass für ihren Rücktritt als Bundesministerin. Anstoß dafür gab die Aberkennung ihres Doktortitels, Giffey sah sich mit unzähligen Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Sie blieb stolz: Wer sie ist und wofür sie stehe, wollte sie nicht von einem akademischen Titel abhängig machen. Die Aberkennung des Titels bedeutete dennoch nicht das Ende für Giffeys Karriere in der Politik. Im Gegenteil: Sie ließ sich in Berlin als Spitzenkandidatin für die SPD aufstellen und war bis zum 27. April 2023 Regierende Bürgermeisterin. Ihre Wahlkampagne mit den „5 Bs“, also „Bauen, Bildung, Beste Wirtschaft, Bürgernähe und Berlin in Sicherheit“ schien bei den Wählern gut anzukommen. Seit 2023 ist sie Senatorin für Wirtschaft sowie Stellvertretende Bürgermeisterin. Mit ihrer befürwortenden Einstellung zur Abschiebung von Straftätern in Kriegsgebiete positionierte sie sich gegen die Parteilinie.