Es gibt wahrscheinliche bessere Zeitpunkte, in einen Wahlkampf zu starten, als den von Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP): Als letzte der fünf Parteien des EU-Parlaments zieht die liberale Renew-Fraktion (der auch die Neos angehören) mit ihr an der Spitze ins Rennen um die Stimmen der Europäerinnen und Europäer. Die streitbare Verteidigungspolitikerin steht in Deutschland unter Druck. SPD-Politiker werfen der 66-Jährigen vor, ihre Funktion als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses zu eigenen PR-Zwecken zu nutzen und durch Nachlässigkeit mitverantwortlich für die Taurus-Abhöraffäre zu sein – ein weiteres Symptom der blank liegenden Nerven in der Ampel. „Wir können uns persönlich motivierte Auseinandersetzungen in diesen Zeiten nicht leisten“, antwortet Strack-Zimmermann bewusst staatsmännisch.

Gewichtige Stimme für Ukraine-Unterstützung

Einen Namen gemacht hat sie sich vor allem als Verteidigungspolitikerin. Als eine der ersten Politikerinnen bereiste sie die Ukraine nach Beginn des russischen Angriffs 2022. Früh forderte sie, die Ukraine konsequent zu unterstützen – auch mit Waffen. Ihre Expertise im Verteidigungsbereich prägte und prägt die Debatte um Deutschlands gespaltene Rolle in der Unterstützung für die Ukraine, ohne ihre gewichtige Stimme würde Kanzler Olaf Scholz (SPD) wohl noch zögerlicher agieren.

Strack-Zimmermann betont das „Konzept der europäischen Einheit“, die EU müsse unabhängiger, widerstandsfähiger werden. Populisten könne man nur mit einer neuen Version von Europa begegnen. Ihr teils kontroverses Image pflegt die dreifache Mutter auch auf Wahlplakaten, „Eurofighterin“ steht unter ihrem Porträt. 1990 trat sie der FDP bei, wurde 2008 Erste Bürgermeisterin von Düsseldorf. Ihre politische Karriere führte sie 2017 in den Bundestag, dem sie bis heute angehört. Studiert hat die 66-Jährige Publizistik, Politik und Germanistik in München.