Mit dem Militär ist wirklich nicht zu spaßen, das gilt ganz besonders in China. Ein Scherz über Chinas Volksbefreiungsarmee ist im Vorjahr dem chinesischen Kabarettisten Li Haoshi zum Verhängnis geworden. Es war nicht einmal ein besonders guter Witz, er verglich die Armee mit zwei Hunden, die ein Eichhörnchen jagen, was der Staat aber gar nicht witzig fand. Im Publikum erntete Li Haoshi zwar einige Lacher, seine Produktionsfirma allerdings eine Geldstrafe in der Höhe von umgerechnet 2 Millionen Euro. Bei öffentlichen Auftritten wurde Li Haoshi seither nicht mehr gesehen.

Bei Verunglimpfungen der Armee kennt Chinas Justiz keine Gnade. Ihrer Ansicht nach richtet sich jede Beleidigung der Volksbefreiungsarmee auch gegen ihren obersten Befehlshaber, also gegen Xi Jinping. Den eingeforderten Respekt gegenüber der Armee kann man überall im chinesischen Alltag beobachten. Armeeangehörige in Uniform werden äußerst zuvorkommend behandelt, selbst im chaotischen Straßenverkehr können sie angstfrei die Straße überqueren.

Ein Verkehr ganz anderer Art brachte hingegen einen Mann aus der nordöstlichen Provinz Jilin jetzt hinter Gitter. Er hatte eine Affäre mit einer verheirateten Frau, was an sich selbst in China kein Straftatbestand wäre. Doch in diesem Fall hat der Beruf des gehörnten Ehemanns den Liebhaber auch juristisch zum Verbrecher gemacht. Die Frau ist nämlich mit einem Soldaten der Volksbefreiungsarmee verheiratet, der – leider, leider – oft weit entfernt von seiner Gattin Dienst schieben musste.

Als die untreue Frau nach etlichen Liebesnächten schließlich ohne Begründung die Scheidung einreichen wollte, wurde der stramme Soldatengatte misstrauisch und ließ zu Hause eine Überwachungskamera installieren. Mit dem filmischen Beweismaterial ging er zur Polizei, der Fall landete vor Gericht. Der Höchststrafe von drei Jahren Haft entging der angeklagte Liebhaber nur, weil er ein Geständnis ablegte, aber immerhin muss er zehn Monate ins Gefängnis.

„Unmoralisch und kriminell“

Soldaten dienten oft weit entfernt von ihren Familien und könnten sich daher nicht um sie kümmern, heißt es dazu in einem Kommentar einer Juristen-Zeitung, es sei daher „unmoralisch und kriminell“, diese Abwesenheit auszunutzen. „Wenn ihre Ehe gefährdet ist, wird die Denkweise der Soldaten beeinträchtigt und die Kampfkraft der Armee wird geschwächt“, heißt es in dem Leitartikel. Jeder, der eine Militärehe gefährdet, muss daher streng bestraft werden.

Tja, wie soll man je einen Krieg gewinnen, wenn es bereits an der Heimatfront drunter und drüber geht. Diese außereheliche Wehrkraftzersetzung trifft China zu einem heiklen Zeitpunkt, weil es sich gerade zur Weltmacht Nummer 1 hochrüsten will.

Der wehrkraftzersetzende Liebhaber kann jetzt im Gefängnis zehn Monate lang über sein Liebesverbrechen nachdenken. Im kaiserlichen China allerdings wären ihm zur Strafe die Geschlechtsteile entfernt worden und er hätte den Rest seines Lebens als Eunuch am Hofe dienen müssen. Das dürfte der Volksbefreiungsarmee dann doch zu weit gehen.