Großer Stau auf den Straßen vor Prag: Wer heute mit dem Auto in die tschechische Hauptstadt einfahren wollte, musste eine Portion Geduld mitbringen. Denn hunderte Landwirte blockierten mit ihren Traktoren die Wege nach Prag und protestierten gegen die tschechisch Agrarpolitik. Grund dafür sind unter anderem die hohen Energiepreise, die Bürokratie und eine unzureichende Subventionspolitik. Weiters wird der Ausstieg Tschechiens aus dem „Green Deal“ der EU gefordert.

Der Protest war angekündigt, weshalb viele der Pendlerinnen und Pendler aus dem Großraum Prag auf öffentliche Verkehrsmittel auswichen. Die Traktoren-Blockade wurde von zwei Gewerkschaftsverbänden organisiert, die davon ausgehen, dass der Protest bis zum Nachmittag dauern wird. Aber auch am Dienstag wird noch mit Verkehrsbehinderungen gerechnet.

Die Gewerkschaften klären auf, dass dafür gekämpft wird, dass die Energiewirtschaft, die Lebensmittelindustrie und die landwirtschaftliche Produktion in tschechischer Hand bleibt. „Lassen wir uns die Zerstörung der Industrie durch den Green Deal nicht gefallen“, heißt es.

Kritik am Protest

Aus dem Landwirtschaftsministerium hagelt es Kritik für den Protest. Der Landwirtschaftsminister Marek Výborný kritisiert die Organisatoren und wirft ihnen vor, mit Falschinformationen zu arbeiten sowie eine eigene politische Agenda zu verfolgen. Zur Verteidigung des Green Deals betonte der Minister, dass der Umwelt- und Klimaschutz unverzichtbar sei, wenn man Europa bewahren wolle.

Als Výborný versuchte, mit den Bauern zu reden, wurde er ausgepfiffen. „Landesverräter!“, „Rücktritt der Regierung!“ und „Weißt du, wie eine Kuh aussieht?“, riefen die Demonstrierenden.

Europaweiter Bauern-Protest am Donnerstag

Auch der tschechische Premier Petr Fiala verurteilte den Protest. Dieser habe „nicht viel zu tun mit dem Kampf für bessere Bedingungen der Bauern“. Der Protest werde „von Leuten veranstaltet, die beispielsweise ihre Unterstützung für den Kreml nicht verheimlichen“, schrieb Fiala auf der Plattform X (ehemals Twitter).

Andere Agrarorganisationen, einschließlich der Landwirtschaftskammer, haben sich von der Protestaktion distanziert. Sie wollen sich am Donnerstag erst dem europaweiten Protest der Bauern anschließen.