Die Lage im Nahen Osten droht weiter zu eskalieren. Nachdem letzte Woche ein wichtiger Hamas-Stratege im Libanon bei einem Angriff, hinter dem Israel vermutet wird, getötet wurde, ist die radikal-islamische Hisbollah eine mögliche weitere Kriegspartei.

Hisbollah will Konflikt „köcheln lassen“

Marcus Schneider von der Friedrich-Ebert-Stiftung befürchtet jedenfalls, dass nun eine weitere Front aufbricht. „Die Hisbollah dürfte wenig Interesse daran haben zu eskalieren, es könnte jedoch sein, dass Israel seine Geduld verliert“, analysiert Schneider im Ö-1-Morgenjournal.

Die Hisbollah wäre seiner Einschätzung nicht an einem „ganz großen Krieg interessiert“. Vielmehr versuche die Gruppe den Konflikt im Norden „köcheln zu lassen“, um die israelische Armee hier zu binden und die Hamas zu entlasten. Raketenangriffe auf dieses Gebiet, wo jedoch auch 100.000 bis 200.000 israelische Zivilisten leben, könnten Israel zum Handeln bewegen.

Auch die politische Stimmungslage in Israel macht eine weitere Frontöffnung wahrscheinlich, sagt Schneider. „Benjamin Netanyahu weiß, dass ein Kriegsende morgen bedeuten würde, dass er übermorgen sein Amt verlieren könnte.“ Nach Beginn des Krieges gegen die Hamas wurde Kritik am Ministerpräsident laut. Ihm wurden eklatante Verfehlungen im Sicherheitsapparat vorgeworfen.

Hören Sie hier das ganze Interview mit Marcus Schneider:

Vor Kriegsende würde es in Israel aber wohl zu keinem politischen Wechsel kommen, sagt Schneider. Viel wahrscheinlicher ist daher eine weitere Front. Israel dürfte bei einem Einmarsch in den Libanon wohl auch Unterstützung aus den USA bekommen - auch wenn diese zuletzt Israel zur Mäßigung aufriefen.