Auf dem Video, das die israelische Armee am Sonntag veröffentlicht hat, sind neben schwer bepackten Fußsoldaten auch zahlreiche Kampfpanzer im Einsatz zu sehen. Die Merkava IV, die knapp 65 Tonnen wiegen, geben den Infanterietrupps Deckung, beschießen feindliche Stellungen oder nebeln ganze Geländeabschnitte ein.

Immer mehr Bodeneinsätze

Bodeneinsätze, wie sie in dem kurzen Clip gezeigt werden, gibt es seit Mitte der vergangenen Woche fast täglich. Die israelischen Truppen dringen in den Norden des Gazastreifens ein, schalten gegnerische Beobachtungsposten oder für Panzerabwehrwaffen errichtete Stellungen aus und ziehen sich anschließend wieder zurück. Doch mit jedem Tag, der vergeht, bleiben die israelischen Soldaten länger im Gazastreifen und stoßen weiter in Richtung Süden vor.

Dass Israels Krieg gegen die Hamas nach dem dreiwöchigen Bombardement aus der Luft nun verstärkt auf dem Boden geführt werden wird, hatte zuletzt auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu deutlich gemacht. „Dies ist die zweite Phase des Krieges, dessen Ziele klar sind - die Zerstörung der Regierungs- und Militärkapazitäten der Hamas und die Heimkehr der Geiseln“, sagte der Likud-Chef am Samstagabend.

Nach Ansicht von Amos Jadlin, dem ehemaligen Chef des israelischen Militärgeheimdienstes Aman, steht der Armee nun ein langer Konflikt bevor, der über weite Strecken auch vergleichsweise niederschwellig geführt werden wird. „Es wird kein Blitzkrieg und kein Sechstagekrieg sein“, sagt Jadlin. Die Armee werde „Meter für Meter“ vorangehen, um zivile Opfer zu verringern und „so viel wie möglich Hamas-Terroristen zu töten“. Erst am Samstag hatte Israels Armee palästinensische Zivilisten erneut dazu aufgefordert, in den Südteil des Gazastreifens zu fliehen.

Wesentlichen Einfluss auf die militärstrategischen Entscheidungen der kommenden Wochen werden aber in jedem Fall die rund 230 israelischen Geiseln in der Hand der Hamas haben. Die Terrororganisation hatte am Samstag die Möglichkeit eines weitreichenden Gefangenaustauschs in den Raum gestellt. Sollten alle palästinensischen Häftlinge in Israel freikommen, könnten im Gegenzug die Geiseln zurück nach Hause.