Die ukrainische Armee hat erneut einen Vorstoß am russisch besetzten Ufer des Dnipro in der Südukraine unternommen. Der ukrainische Generalstab informierte am Donnerstag über russischen Beschuss des Dorfes Pischtschaniwka im besetzten Teil des Gebietes Cherson. Damit bestätigte das Militär vorherige Berichte von russischen Quellen über Kämpfe in Pischtschaniwka und Pojma in dem Gebiet. Laut diesen Berichten mussten sich die Ukrainer allerdings bereits wieder zurückziehen.

Brückenverbindungen über den Fluss für das Heranbringen von ukrainischer Technik und Nachschub wurden den Angaben nach bisher nicht errichtet. Die russische Luftwaffe hatte zuvor den ukrainisch-kontrollierten Teil des Dnipro-Ufers wegen möglicher ukrainischer Truppenkonzentrationen intensiv bombardiert. Dabei wurden mehrfach Zivilisten getötet.

Die Ukraine verteidigt sich seit knapp 20 Monaten gegen die russische Invasion. Die russische Armee hatte sich voriges Jahr nach erfolgreichen ukrainischen Gegenangriffen vom nördlichen Ufer des Dnipro im Gebiet Cherson zurückziehen müssen. Trotz zerstörter Brücken unternahmen ukrainische Einheiten mehrfach Vorstöße auf die von Russland kontrollierte Uferseite. Sie konnten sich dort bisher aber nicht dauerhaft festsetzen.

Die russischen Streitkräfte griffen nach ukrainischen Angaben in der Nacht Ziele in der Ost-, Süd- und Nordukraine an. Insgesamt seien 17 verschiedene Waffen, darunter ballistische Raketen, Marschflugkörper und Angriffsdrohnen eingesetzt worden, teilte das ukrainische Militär am Donnerstag mit. Davon schossen die ukrainischen Streitkräfte nach eigenen Angaben drei Drohnen und einen Marschflugkörper ab. Ziel der Angriffe seien Industrieanlagen, Infrastruktur sowie zivile und militärische Objekte gewesen. Angaben zu etwaigen Opfern wurden nicht gemacht.

„Zynischer geht es nicht“

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sagte der Ukraine unterdessen weitere Waffenlieferungen und finanzielle Unterstützung zu. „Mehr als empört“ sei er, dass Russlands Präsident Wladimir Putin vor zivilen Opfern im Nahost-Konflikt gewarnt habe, sagte Scholz am Donnerstag in einer Regierungserklärung im Deutschen Bundestag. „Zynischer als das geht es nun wirklich nicht.“ Beim bevorstehenden EU-Gipfel werde es neben dem Nahost-Konflikt auch um die Unterstützung der Ukraine gehen.

Deutschland werde ein Winterpaket für das von Russland angegriffene Land schnüren. Zentral sei „all das, was zur Luftverteidigung nötig ist“. So werde Deutschland der Ukraine eine zusätzliche Einheit des Flugabwehrraketensystems Patriot liefern, neue Iris-T-Systeme, neue Flugabwehrpanzer Gepard sowie neue, dafür nötige Munition. Das hatte das deutsche Verteidigungsministerium bereits angekündigt.