Aus der Praxis kamen zuletzt Warnungen, diese Gruppe werde durch zu hohe Unterrichtsverpflichtung und zu wenig Unterstützung im ersten Berufsjahr "verheizt". Polaschek will nun im Zuge der angekündigten Reform der Lehrerausbildung auch die Induktionsphase, bei der die Junglehrer ein Jahr lang von erfahrenen Kollegen eingeführt werden, umgestalten, sagte er im Gespräch mit der APA.
Lehrermangel nicht absehbar
Bei der Einführung der neuen Lehrerausbildung 2015 sei man noch davon ausgegangen, dass Junglehrer in der Induktionsphase zwei bis vier Unterrichtsstunden pro Woche halten werden. Der aktuelle Lehrermangel sei damals nicht absehbar gewesen, so Polaschek, der damals selbst als Leiter des Forum Lehre in der Universitätenkonferenz (uniko) an der Reform mitgearbeitet hatte. In der Praxis haben mittlerweile manche Junglehrer aner schon während des ersten Jahrs eine volle Lehrverpflichtung - "eine unbefriedigende Situation für uns alle", wie Polaschek einräumt. Er sieht die Gefahr, dass die Betroffenen "die Freude am Beruf verlieren und gänzlich ausscheiden".
Zu hohe Belastung
Das Ministerium hat deshalb die Bildungsdirektionen dazu angehalten, "die jungen Leute nicht über Gebühr zu belasten". Außerdem sollen die Universitäten und Pädagogischen Hochschulen (PH) bei der angekündigten Neugestaltung der Lehrerausbildung - Umstellung auf einen dreijährigen Bachelor, Verkürzung der Ausbildung für Sekundarstufenlehrer (Mittelschule, AHS, BMHS) um ein Jahr - auch die Frage mitbedenken, wie der Berufseinstieg in der Induktionsphase besser gelingen kann.
Um trotz Personalmangels alle Unterrichtsstunden abhalten zu können, versuche man außerdem Teilzeitkräfte - an den Pflichtschulen ist es etwa ein Drittel - zu motivieren, mehr Stunden zu unterrichten und über das neue Quereinsteiger-Modell zusätzliches Personal an die Schulen zu bringen. Dazu kommt noch - wie teilweise schon bisher - der Einsatz von Lehrern in Fächern, für die sie eigentlich nicht ausgebildet sind. "Fachfremder Unterricht sollte natürlich nicht das Ziel sein, aber wir müssen alle Maßnahmen ergreifen, um den Unterricht anzubieten."
Deutschförderklassen
Änderungen stehen unterdessen auch bei den umstrittenen Deutschförderklassen an. Ein Team rund um Bildungspsychologin Christiane Spiel (Uni Wien) hat zuletzt in einer vom Bildungsministerium beauftragten Evaluierungsstudie erheblichen Weiterentwicklungsbedarf geortet. Das Ministerium hat darauf die Zahl der Deutschförderstunden von 20 auf 24 pro Woche erhöht. Polaschek will aber auch inhaltlichen Empfehlungen der Studie folgen.
So soll es Änderungen beim MIKA-D-Test geben, der über Zuteilung und Verbleib in Deutschförderklassen entscheidet. "Wir werden die Anregung aufnehmen und eine Überarbeitung des Tests in Angriff nehmen." Außerdem sollen mehr Personen für Deutsch als Fremdsprache qualifiziert werden, derzeit wird auch von Personal ohne eine solche Ausbildung in Deutschförderklassen unterrichtet.
Mehr Autonomie für Schulen?
Ein "komplexer Bereich" ist laut Polaschek die in der Studie und von Experten schon seit längerem erhobene Forderung, den Schulen mehr Autonomie einzuräumen - etwa bei der Gruppengröße, beim Aufstieg oder in der Frage, ob die Deutschförderung in separaten Gruppen oder im Klassenverband erfolgen soll. "Die Meinung der Lehrerinnen und Lehrer zu hören, ist auf jeden Fall wichtig. Aber das gänzlich in die Autonomie zu geben, da sind wir sehr skeptisch." Es brauche Qualitätssicherung und eine objektive Entscheidung, ob eine solche Klasse angeboten wird oder nicht. "Wir werden uns aber mit dieser Anregung intensiv beschäftigen."
Eine Empfehlung der Studie habe das Ministerium übrigens bereits umgesetzt, betonte Polaschek: Seit diesem Herbst gibt es dauerhaft auch nach Ablauf der maximal zwei Jahre als außerordentlicher Schüler bei Bedarf weiter Deutschförderung. Dafür wurde laut Ministerium ein eigenes pädagogisches Konzept entwickelt, pro Jahr steht ein zweckgebundener Zuschuss von 4,5 Mio. Euro zur Verfügung.