Die Teuerung trifft nicht nur private Haushalte und Unternehmen in ihrer Kostenplanung – sondern auch die Gemeinden. In Altenmarkt bei St. Gallen im Gesäuse zum Beispiel rechnet man heuer mit einer Versiebenfachung der Stromkosten von 12.000 auf rund 83.000 Euro im Jahr. Im Kärntner St. Andrä budgetiert man allein für die steigenden Stromkosten 300.000 Euro mehr als ursprünglich geplant.

Unerwartete Kosten, die viele Kommunen an die Grenzen ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit bringen können. "Stärker als Corona" werde die Teuerungswelle die Gemeinden treffen, warnt das Zentrum für Verwaltungsforschung (KDZ) in einer aktuellen Studie: Im kommenden Jahr würden den Gemeinden (ohne Wien) bis zu 1,2 Milliarden Euro fehlen.

Das KDZ geht im Jahr 2022 von einer Inflation von acht bis neun Prozent aus und weiteren fünf Prozent für das Jahr 2023. Ohne Gegensteuerungsmaßnahmen werde eine Finanzierungslücke entstehen.
Verschärfend komme hinzu, dass sich der für die Kommunen wichtige Baupreis-Index von der Inflation entkoppelt hat und Ende Juni 2022 bei 115 Prozent lag. Das werde sich "negativ auf die Investitionstätigkeit der Gemeindeebene auswirken".

Was das heißt, rechnet die SPÖ an mehreren Beispielen vor: "Es war mein Ziel, auch für alle unter Dreijährigen Kinderbetreuung anzubieten", sagt Rainer Handlfinger, Bürgermeister im niederösterreichischen Ober-Grafendorf; aber durch die gestiegenen Energiekosten einerseits und die explodierenden Preise am Bau müsse die Gemeinde den Zubau im Kindergarten nun verschieben: "Statt den ursprünglich kalkulierten 300.000 Euro pro Kindergartengruppe beläuft sich das Angebot jetzt auf rund eine Million pro Gruppe", sagt Handlfinger – dafür reiche die "freie Finanzspitze" nicht, wie der Spielraum heißt, den eine Gemeinde finanziell hat – "wir können das nicht stemmen", der Bau muss verschoben werden. Kein Einzelfall: In Bruck an der Mur etwa muss der Bau der Mittelschule nun evaluiert werden, in St. Andrä steigen die Kosten für den Kindergartenbau von ursprünglich 2,5 auf 3,5 Millionen.

Die SPÖ sieht durch die Teuerungswelle den paktierten Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen in Gefahr und fordert ein Hilfspaket durch den Bund: "Die aktuelle Budgeterhöhung wird 2023 aufgefressen sein", warnt Kommunalsprecher Andreas Kollross.