Nach dem Schulmassaker in Florida hat eine junge Überlebende in einer Wutrede den Umgang von US-Präsident Donald Trump mit Waffengewalt verurteilt. "Schämen Sie sich", rief Emma Gonzalez am Samstag bei einer Anti-Waffen-Demonstration in Fort Lauderdale. Der Präsident warf inzwischen dem FBI vor, zu viel Zeit auf die ihn belastende Russland-Affäre zu verschwenden.
Gonzalez ist Schülerin der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, in der ein früherer Schüler am Mittwoch mit einem Schnellfeuergewehr 17 Menschen getötet hatte. Sie kritisierte Trump dafür, im Präsidentschaftswahlkampf 2016 Geld von der National Rifle Association (NRA) angenommen zu haben. "An alle Politiker, die Spenden von der NRA bekommen haben: Schämen Sie sich", schrie sie vor den mehreren Dutzend Demonstranten. "Schämen Sie sich, schämen Sie sich", skandierte die Menge daraufhin.
"Wenn der Präsident mir ins Gesicht sagt, dass das eine schreckliche Tragödie war (...) und dass man nichts tun kann, frage ich ihn, wie viel Geld er von der National Rifle Association bekommen hat", fügte Gonzalez hinzu. "Ich weiß es: 30 Millionen Dollar." Der Vorwurf gilt auch dem republikanischen Senator Floridas, Marco Rubio. Die Schülerin forderte schärfere Waffengesetze. Dabei gehe es um "Leben oder Tod" und nicht um Politik, sagte die 18-Jährige.
In ihrer Rede wies sie die Kritik des Präsidenten zurück, wonach Nachbarn und Mitschüler die Behörden nicht vor dem späteren Schützen Nikolas Cruz gewarnt hätten. "Das haben wir getan. Immer und immer wieder", sagte Gonzalez. Die Wutrede der Schülerin mit dem fast kahlrasierten Kopf verbreitete sich rasant in den sozialen Netzwerken.
Der US-Präsident lehnt schärfere Waffengesetze ab. Nach dem Massaker in Parkland kündigte Trump einen besseren Schutz von Schulen an, zur weiten Verbreitung von Schusswaffen und zum Waffenrecht in den USA äußerte er sich aber nicht. Trump, der am Freitag Überlebende des Massakers besucht hatte, traf sich am Samstag mit örtlichen Politikern und dem Direktor der Marjory Stoneman Douglas High School.
Via Twitter warf Trump der US-Bundespolizei FBI falsche Prioritäten vor. Es sei "sehr traurig", dass das FBI die "vielen Signale" des Todesschützen übersehen habe, schrieb Trump am Samstagabend . Die Behörde verwende zu viel Zeit auf die Untersuchung der Russland-Affäre und solle zum "Wesentlichen" zurückkehren, erklärte Trump.
Die US-Behörden sind stark in die Kritik geraten, weil sie das Blutbad offenbar hätten verhindern können. Das FBI hatte am Freitag eingeräumt, dass einem Warnhinweis zu dem späteren Täter nicht nachgegangen wurde. Anfang Jänner hatte ein Anrufer das FBI gewarnt, dass der 19-Jährige offenbar ein Schulmassaker plane. Er informierte das FBI zudem über Cruz' Waffenbesitz sowie dessen Tötungsabsichten und verstörenden Einträge in sozialen Netzwerken.
"Das ist nicht akzeptabel", schrieb Trump auf Twitter. "Sie (das FBI) verbringen zu viel Zeit mit dem Versuch, geheime Absprachen zwischen Russland und der Trump-Kampagne zu beweisen - es gibt keine geheimen Absprachen." Die Ermittlungen der US-Regierung zur Russland-Affäre werden seit Mai 2017 von Sonderermittler Robert Mueller geführt.
Mueller geht den Vorwürfen einer russischen Einmischung in den Präsidentschaftswahlkampf 2016 nach. Er untersucht, ob es illegale Absprachen zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung gab und ob Trump später als Präsident versuchte, die Ermittlungen des FBI zu den Russland-Kontakten zu behindern.