Zwei Stunden waren die Vertreter von 16 in Österreich anerkannten Religionen im Bundeskanzleramt mit Christian Kern zusammengesessen, um aktuelle Probleme zu bereden. Im Anschluss daran traten Kern, Staatssekretärin Muna Duzdar und Christoph Kardinal Schönborn vor die Presse. Im Streit um die Sichtbarkeit religiöser Symbole stellte Kern klar: weiter als die beschlossene Bekleidungsvorschrift will die Regierung nicht gehen. Im Klartext: die von der Richtervereinigung geforderte Entfernung von Kreuzen und anderer religiöser Symbole aus dem Gerichtssaal ist nicht gedacht.
Kern dankte allen Helfern, die im Jahr des großen Ansturms von Flüchtlingen halfen, die Arbeit zu bewältigen. Die staatlichen Organisationen allein hätte das nicht geschafft, sagte er. Zugleich betonte Kern, dass Religionen nicht über staatlichen Gesetzen stünden. Gegenüber Intoleranz wäre Toleranz ein Fehler, zitierte Kern ein Diktum von Karl Popper, dem auch Kardinal Schönborn später zustimmte.
Kern warnte davor, Ressentiments gegenüber einzelnen Religionen zu schüren. Insbesondere sei es "ganz und gar falsch", die 600.000 Muslime in Österreich "in eine Ecke zu stellen und zu Bürgern zweiter Klasse zu machen". Die Glaubensgemeinschaft selber sollte dazu aber auch einen Beitrag leisten. Kardinal Schönborn stieß in dasselbe Horn: "Ich warne davor, dem abschüssigen Hang nachzugeben, einander schlecht zu machen."
Kern verteidigte außerdem die jüngsten Verschärfungen der Gesetze und zog zugleich einen Schlussstrich. Auch Kardinal Schönborn sagte auf Anfrage, die derzeit gültigen Gesetzt genügten, um mit anstehenden Problemen zurande zu kommen.
Scharf äußerte sich Kern über die Sekte der Salafisten. Für sie sein in Österreich kein Platz. "Das ist eine faschistische Ideologie, für die ich keinen Respekt habe", sagte Kern.