Der deutsche Altbundespräsident Roman Herzog ist tot. Er starb im Alter von 82 Jahren, bestätigte das Bundespräsidialamt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag in Berlin. Der konservative frühere Verfassungsrichter war von 1994 bis 1999 Bundespräsident.
Der evangelische Bayer hatte sich mit seinem Werben für eine Erneuerung des Landes nach der Wiedervereinigung viel Ansehen quer über die politischen Grenzen hinweg erworben. Im kollektiven Gedächtnis verblieb vor allem seine "Ruck-Rede" aus dem Jahr 1997, als er sagte: "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen." In dieser Rede forderte er die Deutschen auf, von "liebgewordenen Besitzständen" Abstand zu nehmen.
Bundespräsident Joachim Gauck würdigte seinen Vorgänger am Dienstag als "markante Persönlichkeit, die das Selbstverständnis Deutschlands und das Miteinander in unserer Gesellschaft geprägt und gestaltet hat". Als Minister, Verfassungsrichter und Präsident seien für Herzog "die Bürger- und Freiheitsrechte niemals nur abstrakte Begriffe" gewesen, betonte Gauck. "Mit Sachverstand, Klugheit und großer Lebenserfahrung trat er für unser Land und seine freiheitliche Verfassung ein."
Herzog setzte sich auch kritisch mit den Bürgern auseinander. "Das Volk bewegt sich nicht", sagte er im Frühjahr 2008 der "Bild"-Zeitung. Es gebe zwar eine gewisse Bereitschaft zu Reformen, "aber es bräuchte politische Führung, echtes Charisma, um sie zu mobilisieren".
Seine politische Karriere hatte das CDU-Mitglied als Bildungs- und als Innenminister in Baden-Württemberg begonnen. 1994 wählte ihn die Bundesversammlung zum ersten Staatsoberhaupt nach der deutschen Wiedervereinigung.
Herzog lebte zuletzt auf der Götzenburg in Jagsthausen bei Heilbronn, wo seine zweite Frau Alexandra Freifrau von Berlichingen zuhause ist. Christiane Herzog, die sich nicht nur während der Amtszeit ihres Mannes im sozialen Bereich engagierte, war im Juni 2000 gestorben.