Seit Monaten bemühen sich die USA und Kuba um eine Annäherung, nun soll der nächste Schritt kommen: Beim Amerika-Gipfel am Freitag und Samstag in Panama soll es zu einem historischen Treffen zwischen US-Präsident Barack Obama und seinem kubanischen Kollegen Raul Castro kommen. Die Begegnung dürfte in die Geschichtsbücher eingehen, denn ein solches Treffen fand zuletzt vor fast 60 Jahren statt.

1956 kam der damalige US-Präsident Dwight Eisenhower mit dem kubanischen Diktator Fulgencio Batista zusammen - ebenfalls bei einem Kongress in Panama. In den kommenden Jahrzehnten herrschte dann Funkstille zwischen Washington und dem kommunistischen Karibikstaat, nachdem die USA die diplomatischen Beziehungen zu Havanna als Reaktion auf die kubanische Revolution abgebrochen hatten.

Kuba ist zum ersten Mal dabei

Im Dezember 2013 gab es eine erste flüchtige Begegnung zwischen Obama und Castro: Bei der Trauerfeier für den früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela schüttelten sie sich vor laufenden Kameras die Hand. Bei der am Freitag beginnenden Konferenz in Panama werden die beiden Staatschefs nun erneut aufeinander treffen. Für Kuba ist es die erste Teilnahme an einem Amerika-Gipfel.

Ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Obama und Castro steht zwar nicht auf der Tagesordnung, es werde aber zwangsläufig einen "Austausch" zwischen Obama und Castro geben, teilte das Weiße Haus mit. US-Außenminister John Kerry will am Rande des Gipfels außerdem zu einem Treffen mit seinem kubanischen Kollege Bruno Rodriguez zusammenkommen.

Obama hatte im Dezember eine grundlegende Neuausrichtung der Politik der Vereinigten Staaten gegenüber Kuba angekündigt. Seitdem verhandeln Washington und Havanna über eine Normalisierung ihrer Beziehungen. Die USA lockerten bereits eine Reihe von Reise- und Handelsbeschränkungen.

Botschaftseröffnung verzögerte sich

Viele Fragen sind aber noch ungeklärt. So hatte Washington darauf gehofft, dass beide Länder noch vor dem Amerika-Gipfel im April in der jeweils anderen Hauptstadt wieder Botschaften eröffnen. Kuba verlangte jedoch, zunächst von der US-Liste der Unterstützerstaaten des Terrorismus gestrichen zu werden. Havanna strebt außerdem die Aufhebung des im Jahr 1962 von den USA verhängten Handelsembargos an.

Experten rechnen mit langwierigen Verhandlungen. Angesichts des "historisches Misstrauens" zwischen beiden Ländern sei dies "unausweichlich", sagte der Leiter des Lateinamerika-Zentrums an der Universität von Florida, Frank Mora.

In den jüngsten Spannungen zwischen den USA und dem Kuba-Verbündeten Venezuela sieht er aber keine Gefahr für die historische Annäherung. Washington hatte Anfang März mehrere venezolanische Funktionäre, die an der Unterdrückung der Opposition beteiligt sein sollen, auf die Sanktionsliste gesetzt. Kuba und andere lateinamerikanische Länder verurteilten diese Entscheidung.

Störaktionen aus Venezuela

"Weder die USA noch Kuba werden es zulassen, dass Venezuela diesen Prozess stört", betonte Mora. Castro werde das Treffen der 35 amerikanischen Staaten aber nutzen, um der sozialistischen Regierung von Präsident Nicolas Maduro öffentlich seine Unterstützung zu bekunden. Venezuelas Staatschef, der den USA regelmäßig eine Einmischung in innere Angelegenheiten seines Landes vorwirft, will in Panama eine "anti-imperialistische" Petition mit Millionen Unterschriften präsentieren.

Kuba pflegt enge Verbindungen zu Venezuela, nicht zuletzt weil Caracas dem Inselstaat Öllieferungen zu günstigen Konditionen gewährt. Beide Staaten verstehen sich zudem als Bollwerk gegen den Einfluss der USA in Lateinamerika.

Offiziell steht der zweitägige Gipfel in Panama unter dem Motto "Wohlstand und Gerechtigkeit". Die Staats- und Regierungschefs wollen über die soziale, wirtschaftliche und politische Entwicklung auf dem Kontinent beraten. Linke Gruppen organisieren am Rande des Treffens außerdem einen "Gipfel der Völker".