Herr Mölzer, warum tritt Martin Graf nicht zurück?
ANDREAS MÖLZER: Keiner fragt, warum Herr Muzicant ständig die FPÖ attackiert. Keiner regt sich darüber auf, dass er in der Wortwahl kein feiner Mensch uns gegenüber ist. Wenn jemand sich zur Wehr setzt, dann ist die Aufregung groß. Wir Freiheitliche sind offenbar noch nicht ganz so gute Christen, dass man gleich die rechte Wange hinhält, wenn man auf die linke geschlagen wird.

Sie profitieren doch von dem Wirbel.
MÖLZER: Wenn die Mächtigen im Lande die Ausgrenzung der FPÖ auf die Spitze treiben, so etwas wie einen "Cordon sanitaire", dann ist das eine gefährliche Situation. Einerseits macht man uns zu Märtyrern, das kann wahltaktisch sehr nützlich sein, andererseits inszeniert man dabei das Klima eines kalten Bürgerkriegs.

Kalter Bürgerkrieg?
MÖLZER: Wenn ein Teil der Bevölkerung mit ihren politischen Repräsentanten aus dem demokratischen Geschehen ausgegrenzt wird durch Anlassgesetzgebung. Das ist demokratiepolitisch hochbrisant.

Politisch darf man das wohl.
MÖLZER: Die Demokratie braucht den Kompromiss und Konsens. Es gab schon mehrmals die Tendenz, eine erfolgreiche politische Bewegung auszugrenzen, zu kriminalisieren. In den neunziger Jahren, zur Briefbombenzeit, hat man mit dem Gedanken gespielt, sie auch zu verbieten. Ich sehe im Moment ganz scharfe Tendenzen, demokratische Usancen außer Kraft zu setzen.