Bevor die Taliban ihn zum Selbstmordattentäter machten, war Haneef Mehsud einfach ein Teenager. Kurz nach seinem 17. Geburtstag verübte der Pakistani 2008 im halbautonomen Stammesgebiet Süd-Waziristan einen Selbstmordanschlag. Nicht weit weg von seinem Heimatdorf Pekai steuerte er ein Bombenauto in einen Armeekonvoi und riss zwei Soldaten mit in den Tod.

Wie aus Stein. "Zwei Wochen zuvor war er noch hier. Er sagte, er würde bald zum Märtyrer werden. Wir wollten ihn davon abbringen.", sagt sein Vater Ghazi Mehsud. Tränen rinnen ihm über das Gesicht. "Ich weiß nicht, was die Taliban mit meinem Sohn gemacht haben. Seine Mutter hat so geweint, aber er war wie aus Stein. Wir sollten ihm nur vergeben. Dann ist er gegangen", sagt Ghazi.

Schulen für Selbstmordattentäter. Um seinen zweiten jungen Sohn dem Einflussbereich des regionalen Extremistenanführers Baitullah Mehsud zu entziehen, den er für den Tod seines Kindes verantwortlich macht, zog Ghazi in den benachbarten Bezirk Tank in der Nordwest-Grenzprovinz. In den von Mehsud betriebenen Schulen für Selbstmordattentäter aber werden weiter hunderte Kinder einer Gehirnwäsche unterzogen. Der Paschtune, der in den 30ern ist, ist der Chef eines Al-Kaida-nahen Netzwerkes.

"Ersatz-Selbstmordattentäter". Auf sein Konto sollen dutzende Selbstmordanschlägen im ganzen Land gehen, darunter der Mord an der früheren pakistanischen Premierministerin Benazir Bhutto in Rawalpindi im Dezember 2007. Bei den Ermittlungen im Fall Bhutto wurde der 15-jährige Aitzaz Shah festgenommen. Shah sagte beim Verhör, er sei als "Ersatz-Selbstmordattentäter" dabei gewesen.

Gehirnwäsche. Im Jänner 2008 hob das Militär während einer Offensive die "Schule für Selbstmordattentäter" in der Region Spinkai in Süd-Waziristan aus. Später zeigte die Armee Reportern Videoaufnahmen von einem Klassenraum, in dem ein vermummter Lehrer seinen Schülern erklärt, wie man sich selbst in die Luft sprengt.