Das spricht dafür: GELDNOT. Wegen der Krise laufen Budgets aus dem Ruder: Staatliche Hilfspakete für Banken, Industrie, zur Ankurbelung der Konjunktur und Stabilisierung von Arbeitsplätzen (Kurzarbeit) kosten Milliarden - die irgendwoher kommen müssen. Ausgabenkürzungen genügen nicht.

STEUEROASE. Vermögen werden in Österreich nur gering besteuert. Laut OECD-Statistik geben es nur die Tschechen und Slowaken noch billiger. Das ist auch Wirtschaftsforschern ein Dorn im Auge. Das Wifo will höhere Grundsteuern, Vermögenszuwachssteuern auf Immobilien und Aktien und die Wiedereinführung der abgeschafften Erbschafts-und Schenkungssteuer.

REICHE. Laut Nationalbank-Umfragen besitzt das reichste Drittel der Österreicher mehr als die Hälfte des privaten Geldvermögens von mehr als 380 Milliarden Euro. Laut Merrill Lynch/Capgemini gab es in Österreich vor zwei Jahren 77.700 Personen, die - Autos, Villen oder Gebrauchsgüter nicht hinzugezählt - ein Nettofinanzvermögen von mehr als einer Million Dollar (rd. 755.000 Euro) gehabt haben. Das waren um 5100 Millionäre mehr als im Jahr davor.

TEUERE ARBEIT. Sozial- und Gesundheitssystem werden überwiegend über hohe Lohnneben-kosten finanziert. Das macht Jobs zu teuer und gefährdet sie zusätzlich noch. Vermögensbezogene Steuern haben 2007 nur 1,4 Prozent der Abgaben oder 1,5 Milliarden Euro eingespielt.

Das spricht dagegen: UMVERTEILUNG. Österreich hat mit 26 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bereits eine der höchsten Sozialquoten. Außerdem bezahlen schon 2,7 Millionen Kleinverdiener keine Steuern mehr. Laut internationalen Rankings (wie den Gini-Index) liegt Österreich in puncto Verteilungsgerechtigkeit auf Platz sechs - dies gilt als Argument für eine in Österreich doch bereits ziemlich gut funktionierende Umverteilung.

KAPITALFLUCHT. Eine neue Vermögenssteuer könnte dazu führen, dass Reiche ihr Geld in Steuerparadiese verschieben. Andererseits arbeiten immer mehr Staaten zusammen - siehe jüngsten Gipfel der G-20-Staaten in London -, um Steueroasen auszutrocknen. Deshalb ist umstritten, ob Kapital noch "ein scheues Reh" ist.

KRISENPSYCHOLOGIE. Hauptargument gegen neue Steuern jetzt: Sie drohen die aktuelle Krisenstimmung weiter zu verschlechtern und könnten jedes aufkeimende Konjunkturpflänzchen umbringen. Auch die Parteiräson spricht dagegen. Die SPÖ ist der ÖVP im Wort: keine neuen Steuern.

DREIFACHSTEUER. Eine neue Vermögenssteuer bedeutet eine dritte steuerliche Schröpfung. Nach der Einkommensteuer und Kapitalertragssteuer (wie auf Wertpapiere und Sparbücher) würde zweifach besteuertes Geld dann ein drittes Mal abkassiert. Befürchtet wird, neue Vermögensteuern müssten auch die Betriebe zahlen, da sie sonst fiskalisch zu wenig einträglich wären.