Schlechte Stimmung, verhärtete Fronten, wenig Bewegung: Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und die Lehrergewerkschaft kommen sich im Streit um die Verlängerung der Unterrichtsverpflichtung kaum näher. Bei der gestrigen Verhandlungsrunde hat man sich lediglich darauf geeinigt, zwei Arbeitsgruppen einzusetzen, die bis nach Ostern beraten sollen.

Plattform. Aber nicht alle Lehrer lassen sich von der Gewerkschaft vor den Karren spannen. Auf Initiative des Wiener Lehrers Daniel Landau hat sich jetzt eine Plattform im Internet gebildet, die sich als Brückenbauer zwischen den beiden, so scheint's, unversöhnlich einander gegenüberstehenden Positionen versteht. "Wir wollen nicht die Lehrer auseinanderdividieren, aber wir meinen doch, dass die Lehrer einen Solidarbeitrag leisten müssten", erklärt Landau, übrigens Bruder des bekannten Caritas-Direktors Michael Landau, zur Kleinen Zeitung.

"Keine gute Lösung". Die von Schmied geforderte Mehrleistung im Ausmaß von zwei Stunden lehnt Landau zwar ab. "Das ist keine gute Lösung. Abgesehen davon lautet die Botschaft: Die Lehrer arbeitet zu wenig." Umgekehrt attestiert Landau der Ministerin ein "redliches Interesse" an einer Bildungsreform. Wie dieser Solidarbeitrag aussehen könnte, lässt Landau offen. Eine Möglichkeit wäre ein sozial gestaffelter Lohnverzicht, auch andere Modelle sind vorstellbar.

Zwei Stunden. Was Landau, der Mathematik und Musik unterrichtet und Hobbydirigent ist, an der aktuellen Debatte sauer aufstößt, ist die Reduzierung der Diskussion auf zwei Stunden. Drängender wäre das Aufbrechen verkrusteter Strukturen: Fächerkanon ("der ist 100 Jahre alt"), die 50-Minuten-Schulstunde ("unflexibel und rigid"), das Dienst- und Besoldungsrecht ("unzeitgemäß") - abgesehen vom anachronistischen Konzept, dass bereits im Alter von zehn Jahren eine Vorentscheidung über die Karriere (Wahl zwischen AHS und Hauptschule) fällt.

Altersteilzeit? Eine der beiden gestern eingesetzten Arbeitsgruppen soll die Budgetzahlen außer Streit stellen, die andere den Vorschlag der Lehrer für Altersteilzeit durchrechnen. Bei diesem Modell könnten ältere Lehrer zugunsten von jüngeren auf eine Stunde Unterricht verzichten. Die Gewerkschaft schätzt, dass sich etwa 11.000 Lehrer dafür interessieren würden. Voraussetzung wäre allerdings, dass es zu keinen pensionsrechtlichen Verschlechterungen komme. Die Einsparungen lägen im zweistelligen Millionenbereich.