Barack Obama war mit dem Versprechen angetreten, mit der etablierten Polit-Kultur in Washington aufzuräumen und die integerste Regierungsmannschaft der Geschichte einzusetzen. Inzwischen sind peinlicherweise bei gleich vier seiner Wunschkandidaten entweder Probleme mit ihren Steuern oder Interessenskonflikte bekanntgeworden. Am Dienstag zogen sich zwei Bewerber zurück, darunter der designierte Gesundheitsminister Tom Daschle, der Steuerschulden in der Höhe von 128.000 Dollar (99.860 Euro) hat und in den vergangenen Jahren fünf Millionen Dollar aus jenem Wirtschaftszweig erhielt, den er hätte regulieren sollen.

Witzfiguren. Entsprechend ist die Regierung des neuen Präsidenten, obwohl noch nicht einmal einen Monat im Amt, im amerikanischen Fernsehen zum Spottobjekt geworden. "Heute gab es einen großen wissenschaftlichen Durchbruch", witzelte Jay Leno von der "Tonight Show". "Die Forscher haben angekündigt, dass sie kurz davor stehen, jemanden in Obamas Kabinett zu finden, der tatsächlich seine Steuern bezahlt hat."

© APA

Aussichtsloser Kampf? Schon frühere Präsidenten waren mit dem Versuch gescheitert, die Gepflogenheiten in der amerikanischen Hauptstadt zu ändern. Dort können Ex-Politiker und ehemalige Regierungsmitglieder als Vertreter von Interessensgruppen und Wirtschaftsverbänden enorme Summen verdienen. Larry Sabato von der University of Virginia sieht Obamas Fehler darin, die Erwartungen zu hoch geschraubt zu haben. "Dann überwältigt diese Kultur jeden Präsidenten", sagt er. "Sie ist tief verwurzelt und umfasst Zehntausende Menschen, die Mengen an Geld verdienen."

Leidet das Image? Am Ende könnte Obamas Glaubwürdigkeit leiden. Fred Wertheimer von der Bürgergruppe Democracy 21 benutzt das Bild von einer Straße, auf der es immer einige Unebenheiten geben wird. "Aber wenn es auf der Straße zu viele Unebenheiten gibt, dann beginnt das, die gesamte Prämisse von einem seiner wichtigsten Wahlversprechen infrage zu stellen", sagt er.