Ein 15-Quadratmeter-Büro im siebten Stock. "Referatsleiter" steht auf dem Schild zum Zimmer 717 im Gebäude der Arbeiterkammer Niederösterreich in Wien-Mariahilf. Alfred Gusenbauer hat seit vergangenem Montag eine neue Wirkungsstätte. "Der Blick ist super", freut er sich. Nach einem ausgedehnten Urlaub auf Sri Lanka, bei dem er unterstützt durch Yoga, Schwimmen, Akupunktur und Massagen zehn Kilo abgenommen und den Inhalt von 14 Büchern aufgenommen hat, beginnt nun das Leben als Angestellter.

Keine Langeweile. Langweilig dürfte ihm nicht werden, immerhin geht es ohnedies einmal pro Monat für eine Woche in die USA, wo Gusenbauer seine Dozier-Leidenschaft ausleben kann. Ab Ende Februar wird er Studenten an der Columbia University in New York und an der Brown University in Rhode Island seine Sicht der Weltpolitik erklären. Um seine in der Politik erworbenen Kontakte nicht brach liegen zu lassen, wird sich Gusenbauer auch als Vermittler und Lobbyist betätigen. Dazu hat er die "Gusenbauer Projektentwicklungs- und Beteiligungs GesmbH" gegründet. Er versteht sich als "Alleinunterhalter" und will Firmen helfen, die in Osteuropa, Spanien oder Lateinamerika ihr geschäftliches Glück suchen.

Nicht nur Routinearbeit. AK-Direktor Helmut Guth ist mit seinem neuen Mitarbeiter sehr zufrieden und will ihn nicht mit Routinearbeit zuschütten. "Alfred Gusenbauer ist kein Unbekannter. Immerhin hat er vor seiner Polit-Karriere neun Jahre in unserem Haus gearbeitet", zeigt er sich zuversichtlich, dass der wiedergewonnene Mitarbeiter sich schnell einlebt. Gusenbauer hat einen klaren Auftrag. "Es liegt an mir, die europapolitischen Standpunkte der Arbeiterkammer zu transportieren."

Keine Innenpolitik mehr. In die Innenpolitik will er sich nicht mehr einmischen - wenn, dann höchstens als Arbeitnehmervertreter. "Mir geht es blendend", sagt er ohne ersichtliche Wehmut und erfreut sich am neuen Dienstausweis.