Hört auf, hört auf! Wir sind stärker". Israels Ministerpräsident Ehud Olmert appellierte via Fernsehen an die militanten Palästinensergruppen im Gazastreifen. Seit einem Jahr droht Israel mit einer Militäraktion im Gazastreifen. Jetzt hat Olmert der Hamas die vorerst "letzte Warnung" ausgesprochen. Er appellierte an die 1,5 Millionen Palästinenser im Gazastreifen, sich gegen die Hamas zu stellen.

Einsatz steht bevor. Am Samstag will das israelische Sicherheitskabinett Medienberichten zufolge über den Einsatz der Armee entscheiden, falls die Raketenangriffe aus dem von Israel seit Monaten praktisch abgeriegelten Gazastreifen nicht aufhören. Seit Ende der sechsmonatigen Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas vor einer Woche waren mehr als 200 Raketen und Granaten in den israelischen Grenzgebieten eingeschlagen. Die Geschosse trafen Wohnhäuser in grenznahen Dörfern und die Kleinstadt Sderot.

Dringend benötigte Hilfe. Längst fordert das gesamte politische Spektrum in Israel einen harten Gegenschlag. Dabei schien Israel im Gegensatz zu früher bemüht, überlegt zu reagieren. Trotz des anhaltenden Beschusses ließ Verteidigungsminister Ehud Barack die Grenzübergänge nach Gaza gestern öffnen, um Hilfstransporte hineinzulassen. Damit gab er einer zentralen Forderung der Hamas nach. Rund neunzig Lastwagen mit Nahrungsmitteln und Treibstoff brachten ihre Ladung in den Landstrich. Eine humanitäre Katastrophe in Gaza solle verhindert werden, so das Ministerium.

Bombenhagel hält an. Doch die Aufrufe und Drohungen aus Israel schienen auf die Hamas keinen Eindruck zu machen - der Bombenhagel ging weiter. So lautete die Frage nicht, ob es zu einer Eskalation kommen werde. Eher, wann und wie hart die Reaktion ausfallen wird. Dabei geht es der israelischen Armee nicht darum, den Raketenbeschuss aufzuhalten. Man glaubt, der Beschuss werde während einer Militäraktion noch zunehmen. Es geht vielmehr darum, der Hamas einen hohen Preis abzufordern, um ihr die Motivation für künftige Angriffe zu nehmen.

Weitere Konflikte. In Erwartung der Gefechte konzentrierte Ägypten, das den Waffenstillstand vermittelt hatte, Truppen an der Grenze zum Gazastreifen, um einer Massenflucht nach Sinai vorzubeugen. Das Gefecht zwischen Israel und Hamas könnte aber nicht nur im Süden zu gefährlichen Entwicklungen führen. Am Donnerstag fand Libanons Armee acht Raketen an einem Strand, die auf Israels Nordgrenze gerichtet waren. Islamisten oder die schiitische Hisbollahmiliz könnten die Spannungen an Israels Südgrenze nutzen, um die Lage an der Grenze zum Libanon anzuheizen.

Der Krieg ist zurück. Am meisten leidet auf beiden Seiten die Zivilbevölkerung. Zu Weihnachten gab es ein Wunder. Während sich im friedlichen Bethlehem zehntausende Touristen auf die Mitternachtsmesse in der Geburtskirche freuten, schlug im Grenzübergang zwischen Gaza und Israel eine Rakete der Hamas neben Pilgern auf dem Weg nach Bethlehem ein. Sie explodierte nicht.

Erste Opfer. In Gaza ist man froh, wenn man weniger als eine Stunde in leeren Bäckereien nach Brot sucht. Eine im Gazastreifen abgefeuerte, offenbar fehlgelenkte Rakete schlug indes am Freitag in ein Haus in Beit Lahiya ein und tötete zwei palästinensische Mädchen. Nach sechs Monaten relativer Ruhe des Waffenstillstandes ist zu Weihnachten der Krieg in den Alltag an der Grenze zwischen Israel und Gaza zurückgekehrt.