Die Beziehungen zwischen Zagreb und Laibach sind nach dem slowenischen Veto gegen die kroatischen EU-Beitrittsverhandlungen am Nullpunkt angelangt. Dennoch bemüht man sich um Schadensbegrenzung. Die angekündigten Boykottmaßnahmen slowenischer Waren blieben aus. Die kroatischen Buchungen für Schiurlaube in Slowenien stiegen um 20 Prozent. Sloweniens Staatspräsident Danilo Türk plädiert nun für einen "Neuanfang". Regierungschef Borut Pahor lud seinen kroatischen Kollegen Ivo Sanader zu Gesprächen nach Laibach ein. Sanader nahm die Einladung an, will aber beim Treffen die Vertreter der EU dabei haben.

Verzwickte Lage. Aber ist Schadensbegrenzung überhaupt möglich? Es gibt keinen Mechanismus, um die Blockade aufzuheben. In Zagreb befürchtet man, die Slowenen könnten sogar einen Schritt weiter gehen und ein Referendum gegen den kroatischen EU-Beitritt organisieren. Sie bräuchten dafür nur 40.000 Unterschriften. Man kann sich fragen, warum es heute so viel Frost in den Beziehungen gibt zwischen den beiden Nachbarstaaten, die 1991 beschlossen, gemeinsam den Weg der Loslösung vom kommunistischen Jugoslawien zu gehen. Die Eiszeit ist nicht nur auf die ungelöste Grenzproblematik zurückzuführen. Das ehemalige Jugoslawien war seit Versailles eine Stütze im Gleichgewicht der Kräfte in Europa.

"Unreife" Kroaten. Nach dem Zerfall des Staates zerfiel auch das Gleichgewicht. Zwar sind die Beziehungen zwischen Kroatien und der Slowakei oder Kroatien und Ungarn oder Österreich sehr gut. Nicht aber die Beziehungen zwischen Zagreb und Laibach. Die beiden Nachbarn tun sich schwer mit der Wertschätzung für einander. Das zeigte jüngst ein Beitrag im slowenischen Fernsehen. Darin wird Kroatien als "unreif" für die EU-Mitgliedschaft kritisiert. Der Staat sei nur ein Absatzmarkt für österreichisches und deutsches Kapital.