Sein Wahlergebnis erinnert an frühere Kreml-Resultate: der bisherige Vorsitzende der Metallergewerkschaft, Erich Foglar, wurde vom mehr als 100-köpfigen Gremium des ÖGB-Bundesvorstandes ohne Gegenstimme zum geschäftsführenden Präsidenten des Gewerkschaftsbundes gewählt. Es gab nur eine Stimmenthaltung. "Überwältigend", sagte sein Vorgänger und SPÖ-Parteifreund Rudolf Hundstorfer, der im März 2006 auf dem Höhepunkt der Bawag-Krise ÖGB-Chef geworden war, den ÖGB finanziell saniert und den Mitgliederschwund nach eigenen Angaben in ein "leichtes Plus 2008" auf 1,2 Millionen gedreht hat. Hundstorfer wird heute als neuer Sozialminister angelobt.

Demut. In der Pressekonferenz nach der Wahl versuchte Foglar zunächst, seine behauptete Demut vor dem "hohen, wichtigen Amt", das er nie erträumt habe, zu zelebrieren, um dann entschlossenere Töne anzuschlagen. Zunächst gelte es aber, den an sich erst für Dezember 2009 geplanten ÖGB-Bundeskongress rasch vorzubereiten. Er soll nun in der ersten Hälfte kommenden Jahres stattfinden. Dort soll Foglar endgültig gewählt werden. "Nur gewählt zählt", meinte Foglar.

Forderungen. Als ÖGB-Chef hat er eine lange Latte von Forderungen parat. "Nummer eins" sei die Einführung einer Wertschöpfungsabgabe, sagte er zur Kleinen Zeitung. Denn ein wesentliche Ziel sei es, die Finanzierung der sozialen Sicherheit nicht nur auf den Faktor Arbeit abzuwälzen. Foglar will dazu etwa auch Zins,-Miet- und Pachterträge abschöpfen. Außerdem sei wegen der Finanzkrise, die auch die Realwirtschaft erfasse, die Frage zu stellen: "Wer zahlt die Zeche?". Der ÖGB-Bundeskongress werde 2009 auch zur Gesundheit, Pensionen, Innovation und Qualifikation ein neues Programm beschließen.

Resort Arbeit. Ab Februar wandert das Ressort Arbeit vom Wirtschafts- ins Sozialministerium. In Streitfragen dürfte es Foglar mit Sozialminister Hundstorfer dann leichter haben als dieser mit Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (ÖVP). Davon gehen Hundstorfer und Foglar aus. "Massiv einbringen" wolle sich der ÖGB auch auf Betriebsebene.